Zugspitzlauf:Ankommen ist alles

18 Kilometer und mehr als 2000 Höhenmeter: Am Sonntag plagen sich wieder hunderte Laufbegeisterte an den Hängen der Zugspitze. 2008 starben beim Zugspitzlauf zwei Menschen. Manfred Cermak war damals dabei - nun startet er erneut.

Niklas Nau

18 Kilometer und über 2000 Höhenmeter: Auch diesen Sonntag werden sich wieder hunderte Laufbegeisterte an den Hängen der Zugspitze plagen. Manfred Cermak ist einer von ihnen. Im Interview spricht er über den besonderen Reiz des Zugspitzlaufs - und was die Bergpfade von New Yorks Häuserschluchten unterscheidet.

Zugspitzlauf: Manfred Cermak startet beim Zugspitzlauf 2012.

Manfred Cermak startet beim Zugspitzlauf 2012.

(Foto: oh)

Süddeutsche.de: Herr Cermak, Sie starten am Sonntag beim Zuspitzberglauf. Wie kommt man auf die Idee, bei so etwas mitzumachen?

Manfred Cermak: Bei mir kam der sportliche Ehrgeiz erst relativ spät. In der Schule war ich noch der Langsamste, obwohl ich schon damals gerne Laufen wollte. Auf die Zugspitze Laufen ist natürlich etwas Besonderes - die tolle Landschaft und die Dynamik faszinieren mich. Beim New York Marathon kann man jederzeit abbrechen und sich ein Taxi rufen. Vom Berg muss man auch wieder zu Fuß zurückkommen und sich deshalb sehr genau überlegen, wie weit die eigenen Kräfte reichen.

Süddeutsche.de: Wie kann man sich auf so eine Veranstaltung in den Bergen vorbereiten?

Cermak: Körperlich mit sehr viel Ausdauertraining im niedrigen Pulsfrequenzbereich und richtiger Nahrung, wie auf jeden anderen Lauf...

Süddeutsche.de: ...aber die Zugspitze ist keine normale Laufstrecke. Das Wetter kann in den Bergen schnell umschlagen.

Cermak: Das Wetter ist natürlich eine besondere Schwierigkeit in den Bergen. Man muss sich damit auseinandersetzen, dass man beim Lauf mit der Natur konfrontiert wird, und an passende Kleidung und Ausrüstung denken. Lieber schleppe ich einen kleinen Rucksack mit und komme 15 Minuten später ins Ziel, als dass ich auf halber Strecke irgendwo verletzt festsitze, keinen Proviant und kein Verbandszeug dabeihabe.

Süddeutsche.de: Das Ausdauertraining kostet Zeit. Wie lässt sich so eine Vorbereitung mit dem Beruf vereinbaren?

Cermak: Ich versuche, das Training mit meinen Wegen im Alltag zu verbinden. Ich habe das Glück, das ich nicht mitten in der Stadt wohne. Von meinem Büro aus nach Hause zum Beispiel kann ich elf Kilometer lang über schöne Radwege im Grünen joggen. Perfektes Training.

Süddeutsche.de: Sie sind schon 2008 beim Zugspitzlauf gestartet. Damals sind zwei Läufer gestorben und andere ins Krankenhaus eingeliefert worden. Wie ging es Ihnen damals?

Cermak: Es war mein erster Lauf und ich lief relativ weit hinten. Viele Läufer vor mir sind umgekehrt und kamen mir entgegen, und das Wetter wurde immer schlechter. Mir war das Risiko dann auch zu hoch und ich musste umkehren. Für mein Ego war das natürlich schmerzlich, aber Sicherheit geht vor. Man muss auch immer daran denken, dass man nicht nur sich selbst, sondern auch die Helfer in Gefahr bringt, wenn man irgendwann auf dem Berg zusammenbricht. Das ist es dann doch nicht wert. Es ist schlimm, dass der Zugspitzlauf deswegen traurige Berühmtheit erlangt hat.

Süddeutsche.de: Damals stand der Veranstalter des Laufes ja stark in der Kritik.

Cermak: Ja. Ich denke aber, man kann die Verantwortung nicht alleine auf den Veranstalter abwälzen. Jeder, der bei so einem Lauf mitmacht, sollte wissen worauf er sich einlässt. Man muss die eigenen Fähigkeiten gut einschätzen können. Ich hatte damals schon warme Kleidung dabei, sogar Handschuhe. Ich habe mir zusätzlich vorgenommen nur noch mit einem Partner zu laufen. Leider hat sich mein Partner für Sonntag beim Radball den Zeh gebrochen. Ich habe zwar eine neue Gruppe gefunden, aber ich muss erst mal schauen, ob ich mit denen mithalten kann.

Süddeutsche.de: Was haben sie sich für Sonntag vorgenommen?

Cermak: Ich stecke mir gerne hohe Ziele. Aber als Berglaufanfänger ist mein Ziel erst mal anzukommen. Wenn man nach ein paar Läufen gelernt hat, sich seine Kraft richtig einzuteilen, kann man überlegen an welchen Stellen man noch etwas mehr Gas geben kann. 2011 gab es einen 72-jährigen Läufer, der die Strecke in 4:30 Stunden geschafft hat. So eine Zeit würde ich auch gerne erzielen. Aber ein erfahrener 72-jähriger mit guter Kondition kann sicher deutlich schneller sein als jemand, der den Berg nicht gut kennt.

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