Zugspitzbahn:Seilbahn der Superlative

Als die Zugspitze zum ersten Mal bestiegen wurde, war das eine Sensation. Inzwischen kommen jährlich bis zu 500 000 Besucher auf den Gipfel. Wie aus einem einsamen Riesen ein Ziel für den Massentourismus wurde.

Von Birgit Kruse

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Zugspitze, Bau der neuen Zugspitzbahn "Seilbahn Zugspitze", vor der Eröffnung am 21.12.20017

Quelle: Matthias Köpf

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Die Zivilisation hinter sich lassen. Einsamkeit. Abenteuer. Das ist Bergsteigen, das ist Wandern. Nicht jedoch, wenn man sich für den Gipfel der Zugspitze entscheidet. Denn bis zu 500 000 Besucher stehen jedes Jahr auf Deutschlands höchstem Gipfel. Längst ist die Zugspitze zu einem der beliebtesten Ausflugsziele der Alpen geworden - auch, weil der Weg nach oben so komfortabel ist. Seilbahnen bringen von Garmisch-Partenkirchen und Tirol aus die Besucher direkt vom Tal auf den Gipfel - und das in weniger als einer Viertelstunde.

Arbeiten in 3000 Metern Höhe

Quelle: dpa

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Vor mehr als zwei Jahren haben die Betreiber mit dem Bau der neuen Seilbahn auf die Zugspitze begonnen. Mit der neuen "Seilbahn Zugspitze", die die alte Eibsee-Seilbahn ersetzt, erreicht die technische Erschließung des Gipfels einen neuen Höhepunkt - und eine Baustelle der Weltrekorde ist beendet.

Bau der neuen Zugspitzbahn

Quelle: Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG/MaximilianPrechtel

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Die Konstruktion mit nur einer Stahlstütze gilt als technische Sensation. Sie ist mit 127 Metern die höchste Stahlbaustütze für Pendelbahnen der Welt und wiegt 420 Tonnen. Zum Vergleich: Die Türme des Münchner Liebfrauendoms sind knapp 100 Meter hoch. Insgesamt wurden 1100 Einzelbauteile benötigt sowie 9500 Schrauben.

Der Gesamthöhenunterschied von 1945 Metern in einer Sektion ist ebenfalls weltweit der größte - ebenso wie das freie Spannfeld von 3213 Metern. Die Superlative lassen sich noch fortsetzen.

Bau der neuen Zugspitzbahn

Quelle: Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG

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Denn die Baustelle auf dem Gipfel der Zugspitze war mit fast 3000 Metern auch die höchste Deutschlands - und auch eine der schwierigsten. Denn um am Morgen mit der Arbeit beginnen zu können, mussten die Arbeiter schon mal bis zu zwei Stunden Schnee schippen und Stahlträger vom Eis befreien.

Garmisch-Partenkirchen: Baustelle ZUGSPITZE / Seilbahn-Neubau

Quelle: Johannes Simon

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Arbeiten bei Eis und Schnee, und das in dieser Höhe. Das ist auch eine Belastung für den Körper. Viele Arbeiter bekamen auf fast 3000 Metern rasch Kopfschmerzen, waren schneller erschöpft. Hinzu kamen die logistischen Herausforderungen. Zeitweise konnten nur maximal 40 Arbeiter gleichzeitig auf dem Gipfel arbeiten. Mehr wären sich gegenseitig im Weg gestanden. Und Lagerplatz war kaum vorhanden.

Zugspitze, Bau der neuen Zugspitzbahn "Seilbahn Zugspitze", vor der Eröffnung am 21.12.20017

Quelle: Matthias Köpf

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4900 Meter sind die Stahlseile lang, die von Eibsee bis zum Gipfel führen. Um diese herzustellen, werden in einer Schweizer Spezialfirma 5,5 Millionen Meter Stahldraht versponnen. Insgesamt wurden vier Trageseile vom Tal auf den Gipfel gezogen. Ein Seil wiegt 150 Tonnen. Die beiden Zugseile sind etwas dünner und wiegen immerhin noch 30 beziehungsweise 39 Tonnen.

Das Gipfelkreuz kehrt zurück auf die Zugspitze

Quelle: dpa

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Ganz ohne Pannen ging es auf dieser ungewöhnlichen Baustelle nicht vonstatten. So hat etwa ein Baukran das goldene Gipfelkreuz beschädigt. Das fast fünf Meter hohe goldene Kreuz war im Frühjahr von einer Kette des Baukrans getroffen worden. Dabei brach ein Teil des Strahlenkranzes heraus und stürzte in die Tiefe. Bergführer entdeckten es Tage später an einer Felswand und bargen es.

Garmisch-Partenkirchen: Baustelle ZUGSPITZE / Seilbahn-Neubau

Quelle: Johannes Simon

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Erst wenige Wochen vor Eröffnung der neuen Seilbahn wurde es an seinen alten Platz gebracht. Einst waren 30 Mann nötig, um das Gipfelkreuz 1851 in einer mehrtägigen Expedition vom Tal auf den Westgipfel zu bringen. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges steht eine Replik des Kreuzes auf dem Ostgipfel.

Garmisch-Partenkirchen: Baustelle ZUGSPITZE / Seilbahn-Neubau

Quelle: Johannes Simon

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Höhere Kapazitäten bedeuten auch geringere Wartezeiten. So können pro Fahrt mit der "Seilbahn Zugspitze" bis zu 120 Personen auf den Gipfel gebracht werden. Auf die Stunde hochgerechnet bedeutet das bis zu 580 Fahrgäste. Bisher waren es 44 Personen pro Fahrt und maximal 300 Gäste in der Stunde. Es wird also noch ein wenig enger werden auf dem Gipfel. Denn zu den jährlich etwa 500 000 Besuchern kommen noch einmal 50 000 hinzu. Knapp 200 Jahre hat es gedauert, bis aus dem einsamen Riesen der Berge ein Ziel für den Massentourismus geworden ist.

Schnee im Wetterstein

Quelle: dpa

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Der erste Mann auf dem fast 3000 Meter hohen Gipfel war der damals erst knapp 27 Jahre alte Leutnant und Vermessungsingenieur Josef Naus. Gemeinsam mit seinem Assistenten Maier und dem Bergführer Johann Georg Tauschl erklomm er im August 1820 die Zugspitze. König Maximilian I. hatte den Auftrag erteilt, die Zugspitze für den "Topographischen Atlas von Bayern" zu vermessen und so herauszufinden, ob es sich wirklich um den höchsten Gipfel handelt. Die Route führte die Männer über das Reintal und das Zugspitzplatt zum Gipfel.

Es sollte noch etwas mehr als hundert Jahre dauern, bis der höchste Gipfel des Wettersteingebirges technisch erschlossen und somit auch für weniger geübte Bergsteiger zum Ausflugsziel werden konnte.

Zugspitzbahn, 1935

Quelle: SZ Photo

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Angefangen hat die technische Erschließung des Gipfels mit der Inbetriebnahme der "Tiroler Zugspitzbahn" am 5. Juli 1926, die von Ehrwald aus auf den Gipfel führte. Die Seilbahn konnte pro Fahrt 19 Personen auf den Berg befördern, allerdings nicht bis auf den Gipfel. Die Fahrt endete am Zugspitzkamm auf 2805 Metern. Der restliche Weg musste zu Fuß zurückgelegt werden. Erst seit 1991 geht es direkt bis zum Gipfel.

Es dauerte noch eine Weile, bis man von bayerischer Seite auf den Gipfel gelangen konnte. Erst am 8. Juli 1930 wurde der dritte Streckenabschnitt der "Bayerischen Zugspitzbahn" (im Bild) eröffnet. Von nun an konnten Bergfreunde mit der Zahnradbahn bis knapp unter den Gipfel fahren.

Je einfacher das Erklimmen des Gipfels wurde, desto mehr Menschen zog es an den Fuß des Giganten. Eine zweite Seilbahn wurde geplant und bei der Eröffnung 1963 als technische Sensation gefeiert: die Eibsee-Seilbahn.

Alte Eibsee-Bahn

Quelle: Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG/Matthias Fend

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Bis zu 300 Personen konnten nun pro Stunde auf den Gipfel transportiert werden. Schon die Fahrt war ein Erlebnis: Vom Eibsee aus führt das 4500 Meter lange Seil bis zum Gipfel; 2000 Höhenmeter müssen auf der Strecke überwunden werden. Lediglich zwei Stützen mit einer Höhe von 65 und 85 Metern befanden sich auf der Strecke. Doch auch hier waren die Kapazitäten bald ausgelastet. Wer nach oben wollte, musste unten lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Doch diese Zeiten sollen nun vorbei sein.

Aufnahme der neuen Seilbahn Zugspitze im Probebetrieb

Quelle: Bayerische Zugspitzbahn Bergbahn AG/Matthias Fend

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Das letzte Mal fuhr die alte Eibsee-Bahn am 2. April 2017 zum Gipfel. Nach 54 Jahren stellt sie ihren Betrieb ein. Denn seit 2015 wurde in direkter Nachbarschaft am nächsten technischen Wunderwerk gebaut: der "Seilbahn Zugspitze". Vom 22. Dezember 2017 an wird sie den öffentlichen Betrieb aufnehmen.

© SZ.de/imei
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