Auf den Bahnstrecken südlich von München werden von Ende 2013 an viele neue und auch deutlich mehr Züge verkehren. Ausflügler und Pendler werden zudem schneller und öfter ohne Umsteigen in die Landeshauptstadt oder von dort in die Berge fahren können. Das ist das Ergebnis der Neuvergabe der drei großen Nahverkehrsnetze im Süden Bayerns, die der Freistaat diese Woche mit einem Erfolg für die Bayerische Oberlandbahn (BOB) abgeschlossen hat.
Die Tochter des französischen Konzerns Veolia wird demnach bis 2024 die Strecken nach Bayrischzell, Tegernsee und Lenggries betreiben. Schon seit Dezember 2010 steht fest, dass die BOB unter dem Namen "Meridian" künftig auch das Netz Rosenheim mit den Endhaltepunkten Salzburg und Kufstein von der Deutschen Bahn (DB) übernehmen wird.
Diese wiederum setzte sich wenige Monate zuvor im Wettbewerb um das sogenannte Werdenfels-Netz durch, das unter anderem die Strecken nach Garmisch-Partenkirchen/Mittenwald, Oberammergau und Kochel am See umfasst. In allen drei Netzen tritt am 15. Dezember 2013 der neue Fahrplan in Kraft. Ein Überblick über die Neuerungen.
Werdenfels
Fast ein Drittel mehr Züge wird die Deutsche Bahn auf den Strecken von München in Richtung Werdenfelser Land fahren lassen. Für den Beginn des neues Vertrages mit dem Freistaat im Dezember 2013 bestellte das Unternehmen neue Züge der Serie Talent 2. Zwischen Mittenwald und München werden zum Fahrplanwechsel 2013 sechs Expresszüge fahren. Die Fahrzeit zwischen der Landeshauptstadt und Garmisch-Partenkirchen soll sich so um 13 Minuten verringern.
Auf der Linie von Kochel am See nach München wird es täglich direkte Verbindungen im Stundentakt geben, am frühen Morgen sollen noch zusätzliche Züge fahren. Zwischen Weilheim und München garantieren die zusätzlichen Züge täglich einen Halbstundentakt. An Wochentagen gilt das nachmittags auch von München nach Penzberg. Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht im Werdenfels-Netz die größten Verbesserungen durch die jüngsten Ausschreibungen.
Für den neuen, dichteren Fahrplan muss die BOB drei bis fünf neue Züge anschaffen. Von München ins Oberland startet der erste dann schon um 6.05 Uhr am Hauptbahnhof. Ausflügler und Pendler ins Oberland können so um eine halbe Stunde früher ihr Ziel erreichen. Am Nachmittag wird es auf den am stärksten befahrenen Abschnitten zwischen 15 und 19 Uhr einen Halbstundentakt geben ebenso wie künftig ganzjährig an Wochenenden zwischen neun und elf Uhr (nur nach Bayrischzell stündlich).
Auch in Richtung München wird es einen neuen Frühzug geben, der schon um 5.40 Uhr im Hauptbahnhof eintrifft. Zwischen 5.45 und 7:45 können Pendler künftig im Halbstundentakt in die Landeshauptstadt fahren. Von 21 Uhr an müssen Fahrgäste aus Tegernsee und Lenggries in Holzkirchen umsteigen. Dafür nimmt die BOB an Freitagen und Samstagen zusätzliche Spätzüge in den Fahrplan. An Wochenenden kommen Ausflügler künftig zwischen 18 und 20 Uhr im 30-Minutentakt in München an. Der Fahrbahngastverband Pro Bahn sieht punktuelle Verbesserungen für die BOB-Kunden, den ganzen großen Wurf sieht er nicht. Der sei nur mit der Elektrifizierung der Strecke nach Bayrischzell zu erreichen, sagt Sprecher Norbert Moy. Auf diese hofft die BEG aber erst für die nächste Ausschreibung des Oberland-Netzes im Jahr 2024.
Die Strecken im Rosenheimer Netz wird die BOB mit einem komplett neuen Fuhrpark bedienen. Das Unternehmen hat 35 elektrische Triebzüge des Typs Flirt bestellt. Diese blau-gelben Züge können bei Bedarf so zusammengekuppelt werden, dass zu Stoßzeiten 999 Sitzplätze zur Verfügung stehen.
Zwischen München und Salzburg verspricht die BOB eine "Leistungssteigerung um mindestens 31 Prozent". Künftig werden zweimal pro Stunde Züge zwischen München und Rosenheim verkehren. Eine Express-Verbindung wird auf dieser Strecke durchfahren und dann bis Salzburg an allen Bahnhöfen halten. Die Züge nach Kufstein werden alle Bahnhöfe zwischen München und der Tiroler Grenzstadt bedienen. Das Umsteigen in Rosenheim soll komplett entfallen. Im Berufsverkehr sollen auf beiden Strecken noch zusätzliche Züge fahren.
Auch die Mangfallbahn von Rosenheim über Holzkirchen nach München wird attraktiver. Im Berufsverkehr werden zusätzliche Züge eingesetzt, die eine umsteigefreie Fahrt ermöglichen. Von fünf bis 20 Uhr wird es einen Stundentakt zwischen München und Deisenhofen geben. Auf diese Weise werden die S-Bahn-Linie 27 und großteils die S20 ersetzt.
Den dichteren Fahrplan findet Pro Bahn gut, weist aber auch auf zwei mögliche Nachteile für Kunden hin. Künftig werden an Bahnhöfen mit Anschluss im Fernverkehr unterschiedliche Automaten von DB und BOB stehen. Der Kunde muss sich dann den richtigen für sich erst suchen. Die DB und die BOB verhandeln derzeit, ob sie bei den Tarifen kooperieren, ob also zum Beispiel ein IC-Ticket der DB von München nach Rosenheim auch im Nahverkehr der BOB gültig ist, wenn ein Kunde einen Zug verpasst hat. Man sei da auf einem guten Weg, sagt BOB-Chef Heino Seeger.