Zirndorf:"Das ist so cool"

Zehnjähriger ist Europameister im Hasenzüchten

Bei Tim Behringer haben die Kaninchen, etwa der Rasse Deutsche Kleinwidder, keine Namen.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Der zehnjährige Tim Behringer aus Zirndorf ist Jugendeuropameister der Kaninchenzüchter - Lehrherr ist sein Opa

Die Kaninchen von Tim Behringer haben keine Namen, sondern Nummern. Es stört den Zehnjährigen auch nicht weiter, dass ab und an ein Kurierdienst vorbeikommt und eines der Tiere abholt. Dafür gibt es schließlich etwas Geld. Dass die Tiere so begehrt sind, ist vor allem eine Auszeichnung für seine Arbeit als Züchter. Die größte Auszeichnung hat Tim Behringer aus dem fränkischen Zirndorf aber vor wenigen Wochen bekommen: Er ist neuer Europameister, genauer: Jugendeuropameister der Kaninchenzüchter.

Tim wurde in die Hasen- beziehungsweise Kaninchenzucht quasi hineingeboren. "Wenn mein Opa mal im Urlaub war, musste ich mich halt immer um die Hasen kümmern", sagt er. Auch sein Vater war deutscher Jugendmeister, der Opa hat vom Vereinsmeister bis zum Europa-Champion alle Titel geholt. "Füttern, Wasser und Heu geben, Krallen schneiden, Stall ausmisten", zählt Tim auf. So sei er zu den Kaninchen gekommen. Von klein auf war er dabei, wenn der Opa bei den 60 bis 120 Kaninchen in den Ställen im Garten war. Herbert Behringer hat den Enkel "ohne Zwang" an das eigene Hobby herangeführt. "Im Winter hilft er mir immer ein bisschen mehr als im Sommer. Da wartet das Fußballspielen mit Freunden", sagt der 62-Jährige. Noch größer als seine Leidenschaft für die Kaninchen ist Tims Leidenschaft für den Zweitligisten 1. FC Nürnberg.

Dennoch kann die Kaninchenzucht mithalten. Das scheint aber nicht bei allen Buben und Mädchen in Tims Alter zu funktionieren. "Die Mitglieder werden weniger", berichtet Behringer über die Situation im Bezirksverband Mittelfranken der Kaninchenzüchter. Ursache dafür sei vor allem der Zeitaufwand. Auch finanzielle Gründe spielten eine Rolle. Karnickel europaweit auf Schauen zu präsentieren, koste mit Standgebühr, Fahrt- und Hotelkosten sowie jahrelanger Pflege des Prachtexemplars schnell knapp 1000 Euro pro Auftritt.

Derzeit wird Tim noch von seinem Opa unterstützt. Irgendwann will er die Zucht aber ganz übernehmen. Uncool findet er das Hobby überhaupt nicht. Den Auftritt nach seiner Auszeichnung in der Schule hat er genossen. "Opa, das ist so cool", habe der Enkel dem Opa geantwortet, als der fragte, wie die Freunde reagiert hätten. "Als ich ihn angerufen habe und sagte: Du bist Europameister - da war er schon richtig stolz." Tim selbst war bei dem besonderen Moment nicht dabei. Während der EM Mitte November im französischen Metz war er in der Schule. 12 000 Kaninchen aus 18 Ländern waren in Metz ausgestellt. Sein Opa hatte Tim mit angemeldet - und kam mit dem Titel für den Enkel zurück.

Talent und Gespür für die Tiere hat Tim. Ohne Scheu öffnet er die Stalltüre und packt die Zehn-Kilo-Karnickel am Nacken. Gebissen worden sei er noch nie. "Das sind lammfromme, brave Tiere." Er kann auch damit umgehen, dass nicht alle Tiere einen natürlichen Tod sterben. Wenn der Opa schlachtet, ist der Enkel dabei. Das Fleisch kommt zu speziellen Anlässen in der Familie öfter auf den Tisch. "Ein Schwein wird auch geschlachtet", sagt Tim. "Bei uns ist es ein Kommen und Gehen." Auch von dem Wurf der Rasse Deutsche Kleinwidder, mit dem er Europameister geworden ist, sitzt nur noch einer im Stall. Die anderen drei sind inzwischen verkauft worden. Etwa 40 Euro bringt ein ausgezeichnetes Exemplar ein. Ein handgestickter Wimpel, eine Medaille und etwas Preisgeld gab es in Metz obendrauf. Tim erreichte 388 Punkte. "Mit so einem Ergebnis würde man beim Fußball in der Champions League spielen. Das passiert im Leben nur einmal", sagt sein Opa. Was jetzt noch kommen soll? "Alles, was ich noch nicht gewonnen habe", antwortet Tim.

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