Zirndorf:Ärzte kümmern sich um Asylbewerber

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Der Prozess um den kleinen Leonardo hat die Diskussion um die gesundheitliche Versorgung von Asylbewerbern in den Erstaufnahmelagern wieder einmal aufflammen lassen. Der Bub war im Dezember 2011 mit einer Meningokokken-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert worden, allerdings so spät, dass schon Gewebe abgestorben war. Ein Bereitschaftsarzt und zwei Wachleute, die keinen Notarzt gerufen hatten, wurden in der vergangenen Woche vom Landgericht Nürnberg vom Vorwurf der Körperverletzung freigesprochen. Sie hätten den schlechten Zustand des Jungen nicht erkennen können.

Inzwischen hat sich einiges getan in Zirndorf, auch wenn das Gesundheitszentrum noch nicht eingerichtet ist, das schon lange geplant ist. Ein Containerbau soll errichtet werden, doch noch ist kein Baubeginn in Sicht, auch wenn der schon für den vergangenen Herbst vorgesehen war. "Die Planungen für eine umfassende Lösung sind allerdings noch im Gange", teilt die Regierung von Mittelfranken dazu mit.

Immerhin, die medizinische Versorgung hat sich deutlich verbessert. Das habe allerdings nichts mit dem Fall Leonardo zu tun, sagte Einrichtungsleiter Werner Staritz, der bei dem Prozess vor dem Landgericht Nürnberg als Zeuge aussagte. Vielmehr mit den vielen Asylbewerbern, die im vergangenen Jahr nach Bayern gekommen waren und die Lager überfüllt hatten. Früher hatten sich die Flüchtlinge einen Krankenschein holen müssen, mit dem sie zu den niedergelassenen Ärzten gehen konnten. Inzwischen sind in der Erstaufnahmeeinrichtung drei sogenannte Screenig-Ärzte tätig, die die Menschen untersuchen, wenn sie dort ankommen. Bald soll ein vierter dazu kommen. Neu sind auch die täglichen Sprechstunden, die verschiedene Ärzte anbieten. Auch ein Kinderarzt sei darunter und eine Frauenärztin, teilt die Regierung mit. Die Mediziner arbeiten auf Honorarbasis, das heißt, die Flüchtlinge brauchen nicht erst einen Krankenschein, wenn sie zur Untersuchung gehen. Unterstützt werden die Ärzte von drei Helfern, die nun ebenfalls eigens für die Erstaufnahmeeinrichtung angestellt wurden.

Es habe sich einiges verbessert, sagt Erwin Bartsch von der evangelischen Gemeinde St. Rochus, der seit vielen Jahren die Flüchtlinge in Zirndorf betreut. Auch wenn es lange gedauert habe. "Durch die Realität hat sich vieles gewandelt", sagt er. Allerdings fehlten immer noch Dolmetscher für die Sprechstunden, meist übersetzten Landsleute behelfsmäßig. Und eine psychologische Betreuung der oftmals traumatisierten Menschen gibt es ebenfalls nicht. "Zu unserem Bedauern haben sich die Bemühungen um die Installation einer psychiatrischen Fachkraft bislang noch nicht realisieren lassen", teilt die Regierung mit.

© SZ vom 01.06.2015 / kaa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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