Museum auf der PlassenburgRedeschlachten über Zinnsoldaten

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Im Deutschen Zinnfigurenmuseum befindet sich die größte Zinnfigurensammlung der Welt, darunter diese Nachbildungen von preußischen Soldaten.
Im Deutschen Zinnfigurenmuseum befindet sich die größte Zinnfigurensammlung der Welt, darunter diese Nachbildungen von preußischen Soldaten. (Foto: Daniel Vogl/dpa)

Das Zinnfigurenmuseum in Kulmbach mit seinen 300 000 Figuren soll modernisiert werden. Doch in der Stadt schlägt das Thema hohe Wellen. Ist ein Kulturkampf um Zinnsoldaten-Schlachten entbrannt?

Abertausende Zinnfiguren in allen erdenklichen Lebenslagen, vor allem aber in historischen Schlachten – das gibt es auf der Plassenburg in Kulmbach zu sehen. Das Deutsche Zinnfigurenmuseum will sein Konzept aber überarbeiten und moderner werden. Und das gefällt nicht jedem. Gestartet war das Museum einst als Sammlung von und für Sammler – wer Zinnfiguren hatte, brachte sie auf die Plassenburg. Inzwischen sagt Leiterin Nina Schipkowski: „Das Museum entspricht nicht mehr den heutigen Sehgewohnheiten.“

Außerdem müsse das Klischee von den Zinnsoldaten raus aus den Köpfen, meint sie. Denn Zinnfiguren könnten so viel mehr: „Es gibt nichts, was man nicht mit Zinnfiguren umsetzen kann.“ So finden sich im Zinnfigurenmuseum auch Zirkus-Darstellungen, Zoos, eine afrikanische Savanne und allerlei Darstellungen größerer und kleinerer historischer Ereignisse wie Hochzeitszüge.

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Und da sind die vielen Schlachten, aufgebaut meist in Dioramen, also Schaukästen. Jedem, der dort beispielsweise eine Schlacht aus den napoleonischen Kriegen sehe, müsse klar sein, dass es damals nicht so ausgesehen hat. „Hier werden Geschichten erzählt, keine Geschichte“, betont die Museumschefin. Im Kulmbacher Stadtrat ist vor einigen Wochen über ein Konzept zur Modernisierung des Museums debattiert worden – laut lokalen Medienberichten ging es hoch her, vor allem wegen der Schlachtendarstellungen. Sollen sie aus dem Museum verschwinden?

Schipkowski weist Vorwürfe der Geschichtsklitterung zurück. Wichtig sei vielmehr eine Einordnung: Welche Intentionen habe der Künstler gehabt? Welche Freiheiten habe er sich genommen? Es sei Aufgabe eines Museums, diese Einordnung zu leisten. Das gelte auch für die Darstellung des Kulmbacher Konraditags.

Museumsleiterin Nina Schipkowski will die Sammlung zeitgemäßer gestalten.
Museumsleiterin Nina Schipkowski will die Sammlung zeitgemäßer gestalten. (Foto: Daniel Vogl/dpa)

Mit beeindruckender Liebe zum Detail ist die Schlacht vom 26. November 1553 dargestellt, bei der Kulmbach komplett zerstört wurde. Mehr als 19 000 Zinnfiguren wurden dazu verbaut. Schipkowski will das Großdiorama mit der Modernisierung des Museums weiter ins Zentrum rücken – und eben auch den Kontext der Schlacht „spannend und zeitgemäß“ erläutern.Außerdem müsse das Museum sich öffnen, meint sie. Die Szene der Zinnfigurensammler werde immer kleiner, es brauche neues Publikum. Schipkowski will den „Blick über den Zinntellerrand wagen“, hin zu anderen Sammlerfiguren, und „das Ausmaß von Sammelleidenschaft“ zeigen.

Aktuelles Beispiel: eine Sonderausstellung über die Schlümpfe. Nicht nur die blauen Figuren werden gezeigt, sondern alle möglichen Artikel, auf denen die Schlümpfe aufgedruckt sind – mit Ohrwurmgarantie („Sagt mal, wo kommt ihr denn her?“). Für die Modernisierung des Museums werden bis 2029 knapp drei Millionen Euro veranschlagt. Auf der Plassenburg sind verschiedene Museen beheimatet: Das Zinnfigurenmuseum und das Heimatmuseum Obermain werden unter der Regie der Stadt Kulmbach geführt, die Bayerische Schlösserverwaltung betreibt unter anderem das Museum „Hohenzollern in Franken“.

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