Süddeutsche Zeitung

Ziegenhof-Café in Freystadt:Schlaue Ideen frei Hof

Landwirtschaftsministerin ehrt Bäuerinnen als Unternehmerinnen

Von Alena Specht

Wenn im Café von Maria Deß gemeckert wird, dann keineswegs, weil der Kuchen nicht schmeckt. Während die Gäste Kaffee und Torten genießen, lassen sich im Stall nebenan 170 Ziegen frisches Heu schmecken. Seit 2013 betreibt Maria Deß ihr Ziegenhof-Café in Freystadt im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz. Nun wurde sie als "Bäuerin als Unternehmerin des Jahres 2019" ausgezeichnet. Zum achten Mal ehrt das bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in diesem Wettbewerb Bäuerinnen, die mit innovativen Ideen und unternehmerischem Geschick neue Tätigkeitsfelder und Einkommensquellen für ihren Landwirtschaftsbetrieb erschließen.

Neben dem Café und der Tierhaltung betreibt Familie Deß Ackerbau auf rund 18 Hektar Land. "Davon kann man nicht leben, aber mehr wollten wir auch nie", sagt die Bäuerin. Das Ziegenhof-Café ist für die 47-Jährige nicht nur ein Kindheitstraum, sie steuert damit auch 50 Prozent zum Familieneinkommen bei. Im Café serviert Deß selbstgemachte Kuchen und Brotzeiten und bietet neben regionalen Spezialitäten auch Ziegenkäse und Ziegenwurst aus eigener Produktion an. Nachhaltigkeit ist ihr dabei wichtig. Sie verarbeitet das komplette Tier und verwendet neben Fleisch und Milch, auch das Ziegenfett, Hörner, Knochen und Fell. Jeden ersten Sonntag im Monat und nach Vereinbarung hat das Café für Besucher geöffnet, die Deß auch mal mit Gesang, Märchen oder mit der Steirischen Harmonika unterhält.

Für Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) sind die Bäuerinnen "wichtige Vorbilder und Mutmacher" für Frauen und für die Landwirtschaft. Sie trügen nicht nur zur "Existenzsicherung der Höfe und zur Attraktivität und Lebendigkeit der ländlichen Räume bei", sondern wirkten auch gegen "Entfremdung zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft". Bei der Auswahl der Preisträgerinnen achtete die Jury unter anderem auf unternehmerisches Handeln, wirtschaftlichen Erfolg, Innovation, Strategie, Marketing und die Bedeutung für den ländlichen Raum. Mit ihrem Engagement stärkten die Frauen nicht nur ihre Region, so Kaniber, sondern durch "die Möglichkeit, etwas eigens aufzubauen und selbständig zu sein" auch sich selbst.

Außer Bäuerin Maria Deß erhielten ebenfalls Preise für Unternehmerideen: Brigitte Riedl aus Jakobsbaiern und Maria Voglrieder aus Netterndorf (beide Kreis Ebersberg) sowie Julia Dürr-Döppert aus Bullenheim in Franken. Erstmals wurden dieses Jahr auch zwei Start-ups ausgezeichnet. Die Sonderpreise gingen an den Esel-Begegnungshof von Gabi Stadler in Hohenau bei Freyung und an Svea Petersen mit ihrer Schweinehaltung im Landkreis Kelheim.

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Quelle:
SZ vom 11.10.2019
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