Zerstörungswut:Mehr als 800 Autos zerkratzt

Seit dem vergangenen Jahr sind in und um Würzburg offenbar Serientäter am Werk. Die Polizei hat bislang keine Hinweise

Von Claudia Henzler, Würzburg

Viele Würzburger, die ihr Auto bisher ohne Bedenken an der Straße abgestellt haben, kontrollieren jetzt morgens ganz genau, ob der Lack noch heil ist. Denn innerhalb von drei Februarnächten wurden im Stadtgebiet mehr als 250 Autos zerkratzt. Damit hat sich eine Serie fortgesetzt, die im vergangenen Jahr begann. 600 Autos wurden zwischen Juli und Anfang November in Würzburg und Umgebung auf dieselbe Weise beschädigt: Jemand geht nachts mit einem spitzen Gegenstand an den Fahrzeugen vorbei und hinterlässt eine zwar dünne, aber tiefe Spur im Lack. Die Polizei vermutet, dass es sich immer um den- oder dieselben Täter handelt, kann aber nicht ausschließen, dass auch Trittbrettfahrer am Werk sind.

Welches Motiv dahinter steckt, ist unbekannt. Ein Muster kann die Polizei jedenfalls nicht erkennen. Der Täter hat es weder nur auf große Protzkarossen, noch auf bestimmte Automarken oder etwa nur auf Falschparker abgesehen. "Er geht die Gehsteige entlang und zerkratzt alle Autos, die am Straßenrand stehen", sagt ein Polizeisprecher. Mal sind es 20 in einer Nacht, mal mehr als 100. Meist sind die Türen auf einer Seite beschädigt, oft findet sich auch auf der Motorhaube eine Spur, manchmal gar auf beiden Fahrzeugseiten. "Das geht bis aufs Blech runter", sagt der Polizeisprecher. In den meisten Fällen sei an den beschädigten Autos eine neue Lackierung fällig, weshalb die Schadenssummen, die nach den Zerstörungsnächten gemeldet werden, sehr hoch sind.

Zuletzt war der Unbekannte in der Nacht auf Donnerstag unterwegs. Mindestens 150 Autos soll er im Stadtteil Sanderau zerkratzt haben, die Ermittlungen laufen noch. Am vergangenen Wochenende hatte er in der Nacht von Samstag auf Sonntag, irgendwann zwischen 1 Uhr und 3.30 Uhr, 36 Autos in der Innenstadt beschädigt. Kurz zuvor hatte sich der Unbekannte in der Nacht von Montag auf Dienstag an sein Zerstörungswerk gemacht. Die Beamten der Polizei Würzburg nahmen nach jener Nacht 83 Anzeigen von Betroffenen auf.

Geschätzter Schaden: 125 000 Euro. Die Würzburger Innenstadt war schon im vergangenen Jahr mehrmals zum Tatort geworden. Doch der oder die Täter waren auch im Umland aktiv. Im September wurden in nur einer Nacht in Zellingen, 20 Kilometer von Würzburg entfernt, 130 Autos beschädigt. Nur unwesentlich weniger Lackschäden waren es in weiteren Septembernächten in Margetshöchheim und Thüngersheim im Landkreis Würzburg. Die Polizei hoffte damals, dass sie in diesen kleineren Ortschaften Zeugen finden würde - vergebens. Keiner der Anwohner hatte etwas bemerkt. Die Sonderkommission der Kriminalpolizei, die 2017 ermittelte, wurde Ende des Jahres aufgelöst, nachdem die Lackkratzer-Serie am 8. November beendet zu sein schien und kein Täter ermittelt werden konnte.

Nach den jüngsten Fällen wurde nun eine Sonderermittlungsgruppe gegründet, die an der Polizeiinspektion Würzburg angesiedelt ist.

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