Zeil und Zinswetten:Nichts gesehen, nichts gehört

FDP-Bundesparteitag

Zinswetten in Landberg: Was hat der FDP-Politiker Zeil zu verbergen?

(Foto: dpa)

Seit Tagen erklärt Wirtschaftsminister Zeil, er habe nichts von fragwürdigen Zinsgeschäften gewusst. Sein Geschäftsführertitel bei der Bank: nur eine Formalie. Doch ganz so unschuldig ist er sicher nicht. Und zur Affäre machte Zeil den Fall selbst - als er versuchte einen Politiker auszuhorchen. Was hat er zu verbergen?

Ein Kommentar von Mike Szymanski

Bislang hat sich niemand wirklich dafür interessiert, was Wirtschaftsminister Martin Zeil gemacht hat, bevor er Spitzenpolitiker des Freistaats wurde. Das hängt einerseits damit zusammen, dass sich vor 2008 in Bayern ohnehin niemand für die FDP interessiert hat. Andererseits übt Zeil sein Regierungsamt so brav und unscheinbar aus, dass man ihm selbst als Mitarbeiter einer Bank höchstens zugetraut hätte, Sparbücher auszustellen. Wie man sich doch täuschen kann.

Zeil war bis 2008 führender Mitarbeiter der Privatbank Hauck & Aufhäuser. Er leitete die Rechtsabteilung. Bis Ende 2005 war er einer der Geschäftsführer der Hauck & Aufhäuser Finance Management GmbH, die der Stadt Landsberg riskante Zinswetten andrehte. "Moderne Finanzinstrumente", hieß das damals. Swap, Gegenswap - Riesenflop. Die Stadt verlor Millionen dabei.

Zeil erklärt seit Tagen, er habe nichts davon gewusst, wie sich die überforderte Stadtverwaltung in die Spekulation hat treiben lassen. Sein Geschäftsführertitel: nur ein Formalie. Der von ihm unterzeichnete Rahmenvertrag mit der Stadt: nur ein Standardformular. Personalverantwortung für die nur sechs Mitarbeiter der Tochterfirma: null.

Wenn das alles so zutreffen sollte, stellt sich schon die Frage, was Zeil damals den ganzen Tag im Büro gemacht hat. Fakt ist: Als langjähriger Kommunalpolitiker wusste Zeil, wie leicht Kommunen schwach werden, wenn ihnen jemand das schnelle Geld verspricht. Als langjähriger Mitarbeiter der Bank muss er mitbekommen haben, mit welchen fragwürdigen Instrumenten sein Arbeitgeber in das Geschäft mit den Kommunen eingestiegen war.

Ganz so unschuldig und frei von Verantwortung, wie er sich und sein damaliges Wirken nun darzustellen versucht, ist er ganz sicher nicht. Zu einer Affäre machte Zeil den Fall selbst, und zwar in dem Moment, als er vergangene Woche zum Telefon griff und einen Landsberger Politiker über eine Stadtratssitzung zu dem Thema aushorchte. Was hat Zeil zu verbergen?

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