In einem Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt (Awo) im unterfränkischen Zeil am Main sind seit Mitte November 23 Bewohner an oder mit Corona gestorben. Zu Beginn der Pandemie lebten dort 99 Bewohner. "Man kann es fast nicht in Worte fassen", sagt Thomas Stadelmann, der Bürgermeister der Kleinstadt im Kreis Haßberge. Er kontaktiere nahezu täglich das Heim und bekomme dabei mit, dass die Mitarbeiter "dort alles, was irgendwie möglich ist, tun". Er sei überzeugt davon, dass man niemandem in dem Heim einen Vorwurf machen könne. Auch das Gesundheitsamt habe bestätigt, dass die Mitarbeiter "alles nach bestem Wissen und Gewissen" getan hätten.
Nicht bekannt ist, wie das Virus in das Heim gekommen ist. Die gestorbenen Bewohner litten allesamt an Vorerkrankungen. Angesichts der Lage in den Heimen erhebt die zuständige Awo-Bereichsleiterin in Unterfranken, Ulrike Hahn, erhebliche Vorwürfe gegen die Staatsregierung. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung sagte sie, die Mitarbeiter in den Heimen arbeiteten in "Zwölf-Stunden-Schichten in voller Montur", sie gefährdeten die eigene Gesundheit durch ihre Arbeit. Der Staatsregierung aber falle angesichts dieser Lage nichts anderes ein, als eine "Task-Force" zu installieren, "200 Mitarbeiter, die Heimmitarbeiter kontrollieren sollen". Angesichts dessen sei sie fassungslos, "da fällt mir nichts mehr dazu ein".
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Viel dringlicher bräuchten die Heime Personal, das die Mitarbeiter unterstütze. So werde lediglich mitgeteilt, dass Heime auch zu testen hätten, aber es frage "niemand danach, wer das tut". Mit Wertschätzung der Arbeit habe das wenig zu tun. In einem anderen fränkischen Awo-Heim, in dem in der ersten Pandemiewelle ebenfalls zahlreiche Bewohner an oder mit Corona gestorben waren, hätten die Mitarbeiter zusätzlich erleben müssen, dass "anschließend die Staatsanwaltschaft in der Tür gestanden" und ermittelt habe.
Die Mitarbeiter in dem nun schwer betroffenen Heim in Zeil werden derzeit psychologisch betreut. Sie als Bereichsleiterin wisse aber inzwischen kaum mehr, was sie ihren Mitarbeitern noch sagen solle. Sie müsse ihnen wohl mitteilen: "Es kommen nun welche, die eure Arbeit kontrollieren, aber ihr müsst weiter Zwölf-Stunden-Schichten leisten." Auch das Impfen in den Heimen zu organisieren, sei ein erheblicher Verwaltungsaufwand. Das müssten Mitarbeiter zusätzlich "so nebenbei" leisten, in Mehrarbeit und an den Wochenenden: "Zum Kontrollieren findet man Personal, aber ums Arbeiten, da müssen sich die Heime selber kümmern."
Wie das Gesundheitsministerium am Mittwoch mitteilte, soll Bayern bis Jahresende 215000 Impfdosen erhalten, in der ersten Charge seien es 9750 Dosen. Der Hersteller Biontech werde zwar am zweiten Weihnachtsfeiertag nur zwei der acht Verteilzentren in Bayern - München und Erlangen - anfahren und dort den Impfstoff abliefern. Sodann werde eine regionale Verteilung erfolgen, damit in allen Landkreisen mit den Impfungen begonnen werden könne.