Jetzt nicht, dass es gleich wieder heißt: diese brutalen Bayern! Sicher, Thomas Gottschalk kommt aus Kulmbach und Hubert Aiwanger aus Rottenburg an der Laaber. Aber Gottschalk hat seinen Sohn nach eigenen Worten „nie mit Ohrfeigen erzogen“, sondern bedauert es ausdrücklich, dass er diesem einmal „eine gefegt“ habe. Er sei nämlich „gegen jede Form von Gewalt“. Von Aiwanger ist das auch unbedingt anzunehmen, obwohl der sich selber vielleicht nicht alles, aber doch ziemlich viel zuzutrauen scheint.
Und Aiwanger hat außerdem bloß den Gottschalk in Schutz genommen gegen den jüngsten Angriff des Wetterunternehmers Jörg Kachelmann, wonach der autobiografisch längst geständige Gottschalk also „ein Kindesmisshandler“ sei. Kachelmann solle sich eine schöne Kartoffelsuppe machen und nicht so garstig zu Gottschalk sein, meldete sich also Aiwanger dazu nun auf X zu Wort.
Warum die Herren einander unbedingt öffentlich abwatschen wollen, ist eigentlich egal. Aber wenn schon, dann unbedingt auf X, das sich schon unter seinem früheren Namen Twitter als Plattform zum Abwatschen bestens bewährt hat. In jedem Umfeld, das pädagogisch auch nur ein kleines bisschen wertvoller ist, sind Watschen dagegen tabu, und das hoffentlich nicht nur in dem Sinn, dass halt nicht darüber geredet wird.
Ausdrücklich benannt werden müsste so eine Watsche auch gar nicht. Da reicht die Konstruktion „jemandem eine“ plus ein ziemlich austauschbares Verb wie wischen, schmieren, aufstreichen, reißen oder betonieren. Kenner könnten da eine aufsteigende Reihenfolge vermuten, aber wo käme da jetzt „knallen“ (Gottschalks einer Sohn, wegen Vanilleeis) und wo „fegen“ (der andere, wegen der Beatles)?
Im politischen Diskurs fangen sich sowieso immer noch viele ganz ausdrücklich „Watschen“ ein, jedenfalls im übertragenen Sinn. Unter anderem setzte es seit 2001, als das Recht von Kindern auf eine gewaltfreie Erziehung Gesetz wurde, allein in der SZ jeweils eine oder mehrere „Watschen“ für die Sozis, für Rot-Grün, für die CSU, für den Aufsichtsrat der Hypo-Vereinsbank, für die lieben Parteifreunde, für die eigene Partei, für die anderen Parteien, für Dortmund, für die Regierung von Oberbayern, für das Wetter und für das Patriarchat. Einige dieser Empfänger mögen das auch wirklich verdient haben. Und wenn sie fragen warum? Dann gleich noch eine Kartoffelsuppe.