Wurst-Gipfel in Pegnitz:Was ist schon eine schöne Frau gegen Bratwürste?

Bratwürste mit Schoko und Chili, mit Jalapenos oder ganz mediterran: Beim Gipfeltreffen der Wurst-Verehrer in Pegnitz ist erlaubt, was schmeckt. Da ändern sich bei so manchem Mann die Bedürfnisse.

Katja Auer

Erster Fehler, die Semmel. Oder auch Weckla, Brödla, Labla. Macht unnötig satt. Wer hier was reißen will, beim ersten Fränkischen Bratwurstgipfel in Pegnitz, der lässt sich die Wurst einfach so in die Hand geben. Wie Georg Lehnert. Nach einem kleinen Fachgespräch zur Würzung. Kein Majoran? Kein Kümmel? Nur Salz, Pfeffer und ein Hauch Zitrone. Volker Gagel, ein Bild von einem Metzger, ausstaffiert mit weißem Hütchen und rot-weiß karierter Schürze, reicht ihm die Bratwurst Coburger Art. Coburger Art bitte, nicht Coburger, denn Gagel metzgert in Michelau, das ist zu weit weg, die Coburger Bratwurst genießt Gebietsschutz.

Lehnert, Rentner aus Nürnberg, ist eigens angereist zur Bratwurst-Verkostung. 17 Metzger aus ganz Franken treten an. In den Kategorien "klassisch" und "kreativ". Lehnert bevorzugt klassisch. Gerne grob wie die Coburger. Da kann ihm keiner Phosphat reinrühren wie in eine Feine, sagt er. Er will probieren solange sein Magen mitmacht.

Franken und die Bratwurst, das ist eine Liebesgeschichte. Aber was ist das Geheimnis? Metzger Jürgen Grötsch aus Zirndorf zerlegt eine Wurst, um das zu veranschaulichen. "Leicht bröselig muss sie sein, sehen Sie, die Körnung grob, ohne Feinbrät." Und natürlich im Bändel. Dieses Stück vom Schwein nehmen nur die Franken, um Brät hineinzustopfen, es ist kein Darm, "sondern ein faseriges Fettgewebe, das den Dünndarm ringförmig umschließt". Grötsch hat es auf ein Plakat gedruckt, es fragt ja doch jeder.

Wenn er eine attraktive Frau da stehen hätte, sagt Grötsch und das ist seine ultimative Liebeserklärung an die Wurst, und einen Teller Bratwürste, da würde er die Bratwürste essen. Erst einmal wenigstens.

Wie sie jetzt sein muss, die Bratwurst, grob wie die Coburger oder fein wie die Bamberger, aus Schweinefleisch wie die Hofer oder mit Kalbfleisch wie die Kulmbacher, mit oder ohne Muskat, Koriander, Zitrone, das sieht jeder anders an diesem Sonntag. Sogar konfessionell lässt sich die Frage diskutieren. Die evangelischen Bratwürste sind grob, die katholischen hingegen fein. Wenngleich die Theorie einer geografischen Überprüfung nicht standhält.

Grob und somit evangelisch wie Hof ist Rüdiger Strobels "Woodlander". Woodland wie Frankenwald. In der Kreativ-Kategorie tritt er damit an, gegen Bratwürste mit Schoko und Chili, mit Jalapenos, mediterran oder mit Bärlauch. Erlaubt ist, was schmeckt. Und es schmeckt offenbar, immer mehr drängen sich trotz hartnäckiger Regenschauer im duftenden Bratwurstrauch im Pegnitzer Wiesweiherpark. Wer keine Bratwurst mag, der kann es mit dem Brödel versuchen. Ein Kartoffelknödel gefüllt mit Bratwurstbrät in Biersoße. Brödel eben. Das hat sich Frederike Heusinger vom Fichtelberg ausgedacht. Und die Mischung ist nur logisch: "Alles, was der Franke mag."

Wer am Ende gewinnt, ist fast egal. "Das Schöne an der Bratwurst ist ja, dass sie Franken eint", sagt Thomas Zimmer, Oberfrankens Handwerkskammerpräsident. Er hat den Bratwurstgipfel fast zufällig erfunden als er mit den Präsidentenkollegen aus Mittel- und Unterfranken diskutierte, wer wohl die besten Bratwürste macht. Thomas Zimmer kann da ganz unparteiisch mitreden. Er ist Bäckermeister.

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