Würzburg/Kulmbach:Wirbel in Wahlkampfzeiten

Im Endspurt scheinen Plakate vermehrt Anlass zum Streit zu sein

Von Olaf Przybilla, Würzburg/Kulmbach

Auf den letzten Metern zur Landtagswahl steigt der Blutdruck, und wer das nicht glauben mag, der muss nur in die bayerischen Regionen blicken. Da wird gerade sehr viel über Wahlplakate gestritten: In Würzburg echauffiert sich die CSU über eine plakatierte Geschmacklosigkeit. In Kulmbach ist eine AfD-Kandidatin dabei erwischt worden, wie sie Plakate eines Parteifreunds eigenhändig entfernt hat. Und in Erlangen hängen von bestimmten Parteien, eigenen Angaben zufolge, fast gar keine Plakate mehr - allgemeinem Vandalismus wegen.

Der größte Aufreger ist gerade aus Würzburg zu berichten. Dort hat Andrea Kübert, unterfränkische Kandidatin der Satirepartei "Die Partei", ausgerechnet am Dom Plakate aufhängen lassen, die Kübert dabei zeigen, wie sie den abgetrennten Kopf von Ministerpräsident Markus Söder in die Höhe hält. Dazu sind die Worte zu lesen: "Christliche Werte hochhalten." Für den Würzburger CSU-Abgeordneten Oliver Jörg ist das an "Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten". Er wisse von Überlegungen in der CSU, dagegen mit juristischen Mitteln vorzugehen. In seiner Partei aber werte man dies als "ganz schwierigen Abwägungsprozess". Einerseits diskutiere man über jugendgefährdende Darstellungen, Schüler aber spazierten täglich an einem solchen Plakat vorüber. Andererseits wisse man natürlich auch, dass jeder Schritt dagegen "nur zusätzliche Aufmerksamkeit" erzeuge.

Gleichwohl prüfe die CSU nun, "rechtlich gegen die Plakate vorzugehen", sagt ein Sprecher der Landesleitung.

Über einen Mangel an Aufmerksamkeit kann sich die Kandidatin Kübert in der Tat nicht beklagen. Dass das von ihr selbst ersonnene Plakat Gewalt verherrliche, könne sie nicht erkennen. Vielmehr spiele sie mit einem alttestamentarischen Motiv: Judith und Holofernes. Dies sei "in der Kunstgeschichte" häufig schon zitiert worden, dies nun auf Wahlplakaten als geschmacklos zu kritisieren, könne sie nicht nachvollziehen. Im Übrigen werde in Kruzifixdarstellungen, die "von der CSU forciert" würden, ebenfalls Gewalt dargestellt. Kübert will keines der nach eigenen Angaben in ganz Unterfranken zu sehenden satirischen Plakate entfernen, "es sei denn, wir werden juristisch dazu gezwungen". Was sie sich aber nicht vorstellen könne.

Ganz andere Probleme hat die AfD in Oberfranken: Die AfD-Bezirkstagskandidatin Daniela Förster wurde einem Bericht der Coburger Neuen Presse zufolge dabei gefilmt, wie sie in Kulmbach Plakate eines anderen AfD-Kandidaten mit allerlei Handwerkzeug eigenhändig entfernt hat. Auf dem Video sei Förster zu sehen, wie sie sagt: "Das ist der falsche Kandidat." Förster bestätigt, "Plakate entfernt" zu haben. Über ihre Gründe wolle sie am Telefon nichts sagen. Die Angelegenheit sei verfahren, "ich weiß momentan nicht weiter". Schriftlich schiebt sie noch nach, es habe inzwischen eine "gütliche Einigung" mit dem anderen AfDler gegeben. Sie sei von einer Mengenbegrenzung ausgegangen.

Dass sich oberfränkischen Parteikollegen gegenseitig abhängen, dürfte die AfD in Erlangen mit Interesse zur Kenntnis nehmen. Dort hat der Kreisvorsitzende gerade in den Erlanger Nachrichten ein horribles Bild gezeichnet. In der Universitätsstadt beklage die AfD Schäden an "99,9 Prozent" ihrer Plakate, sagt Siegfried Ermer. Diese würden oft nicht mehr nur übermalt, sondern gleich abgerissen. Die dies tun, bezeichneten sich laut Ermer als "grün oder links". Sie hätten aber offenbar "kein Problem" damit, "die kaputten Plakate in der Natur zu entsorgen".

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