Würzburg:Welterbe im Maßstab 1 : 32

Würzburg: Reinhold Dukat spielt mit dem Gedanken, nach der Residenz womöglich auch noch den Dom, die alte Mainbrücke und die Festung mit Lego nachzubauen. Das Problem ist: Das Gästezimmer ist jetzt bereits vollgestellt.

Reinhold Dukat spielt mit dem Gedanken, nach der Residenz womöglich auch noch den Dom, die alte Mainbrücke und die Festung mit Lego nachzubauen. Das Problem ist: Das Gästezimmer ist jetzt bereits vollgestellt.

(Foto: privat)

1,2 Millionen Steine, 1500 Arbeitsstunden und eine geduldige Ehefrau: Der Kitzinger Reinhold Dukat hat die Würzburger Residenz aus Lego nachgebaut. Nun würde er das Modell gerne im Originalschloss ausstellen

Interview von Olaf Przybilla, Würzburg

Der Kitzinger Student Reinhold Dukat, 70, hat die Würzburger Residenz mit Legosteinen nachgebaut. An diesem Dienstag hat er einen Termin beim Chef der originalen Residenz. Dukat würde sein Werk dort gerne zur Schau stellen.

SZ: Herr Dukat, wie kommt man denn auf so was: die Residenz aus Legosteinen?

Reinhold Dukat: Die Idee kam mir auf einer Tour entlang der Loire. Ich habe da ein Legomodell von Schloss Cheverny in einer Glasvitrine gesehen. Das Schloss hat nur etwa ein Zehntel der Größe der Residenz. Aber ich hab' mir gedacht: Das könnte ich auch machen, Lego habe ich ja genug.

Legosteine hatten Sie genug?

Nein, das habe ich nur gedacht. Das Werk ist dann viel größer geworden, als ich mir das vorgestellt habe. Man muss ja immer im Maßstab bleiben. Der ist jetzt etwa 1 : 32. Da stellte sich dann leider heraus, dass ich doch nur ein Bruchteil der Steine habe. Muss ja alles in einer Farbe sein.

Und wie viele haben Sie jetzt da verbaut?

Schwer zu sagen, ich hab's nie gezählt. Die Untergrenze ist 1,2 Millionen Steine, vielleicht auch mehr. Es sind einfach sehr viele kleine Elemente dabei. Das Schwierige sind ja die Dächer in ovalen Formen oder als Kuppel. Da muss man sich dann was einfallen lassen mit den eckigen Steinen.

Und wie viel haben Sie da jetzt investiert?

Puh. Ich schätze mal: Ein kleiner Mittelklassewagen steht jetzt schon auf dem Tisch. Aber ich habe ja auch etwa 40 Jahre lang gesammelt. Mit zehn Jahren habe ich den ersten Legobaukasten bekommen.

Den haben Sie bestimmt nie abgegeben.

Nie! Und als die Kinder größer wurden, habe ich auch die Geschenke an sie behalten.

Ah, Sie haben sich quasi selbst beschenkt.

Ja, kann man so sagen. Aber ich habe das ja alles auch genutzt. Die Residenz ist ja nun wahrlich nicht mein erstes Großprojekt.

Wie lange arbeitet man denn an so einer Würzburger Legoresidenz?

In Stunden? Kann ich leider auch nur annäherungsweise sagen. Acht Monate Arbeit waren das, etwa zwölf Stunden täglich. Ich schätze mal, 1500 Arbeitsstunden werden da schon zusammenkommen.

Ihre Frau weiß aber schon noch, wie Sie in etwa ausschauen?

Die kommt nicht zu kurz. Und die Familienplanung ist ja auch schon abgeschlossen.

Verstehe. Student der Kunstgeschichte sind Sie auch noch, oder?

Ja. Wissen Sie: Ich bin mit 60 in Rente, danach bin ich im Keller gesessen und habe mit der Modelleisenbahn gespielt. Auch ein teures Hobby übrigens. Bis meine Frau sagte: So, du gehst jetzt noch mal zur Uni. Haben wir also die Eisenbahn verkauft und dafür Weltreisen gemacht. Wenn Sie Kunstgeschichte studieren, müssen Sie die Bauten auch mal im Original sehen.

Sie klingen nicht fränkisch.

Ich bin gebürtiger Westfale, seit zehn Jahren lebe ich in Unterfranken. Balthasar Neumann war mir natürlich ein Begriff. Aber die Residenz im Original hatte ich zuvor nie gesehen. Der erste Rundgang: gewaltig! Wenn man sich dazu noch vorstellt, dass in Würzburg zur Bauzeit 1720 nur ein paar Tausend Menschen gelebt haben, dann ist das einfach unfassbar. Bayern hat ja allerlei großartige Schlösser: Nymphenburg, Schleißheim, auch Ludwigs Königsschlösser. Aber kunsthistorisch? Kommt das Würzburger Welterbe immer auf Platz eins in der Literatur. So ein großes Barockschloss mit so einem famosen Deckengemälde - das ist einzigartig. Das nachzubauen hat mich schon sehr gereizt.

Nur: Wohin jetzt damit?

Die beste Lösung wäre es natürlich, das Modell in der Würzburger Residenz auszustellen. Das ginge aber nur für vier oder sechs Wochen, hat man mir kürzlich angekündigt. Dauerhaft gehe das leider nicht.

Warum?

Verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht ganz. Man könnte ja anhand des Modells erst mal den Rundgang erklären. Ist aber nicht möglich. Die Aussage bislang ist: kein Platz! Das will ich aber, ehrlich gesagt, nicht ganz glauben. Na, schauen wir mal.

Eine Auslagerung wäre schon ganz gut für Ihre private Haussituation oder?

Oh ja. Meine Frau ist ja momentan noch sehr großzügig und gnädig. Andererseits fällt halt unser Gästezimmer weg gerade.

Bekommen Sie da eigentlich noch Gäste?

Das schon. Aber die schlafen momentan halt im Hotel. Schlimmer für meine Frau ist es, dass sie früher ins Gästezimmer ausweichen konnte, wenn ich zu schnarchen begonnen habe. Das geht derzeit nicht mehr. Sie muss mich jetzt aushalten.

Ja, da kann man wohl nichts machen. Haben Sie schon weitere Pläne?

Einen Traum hätte ich natürlich schon: eine Lego-Achse von der Residenz über den Dom und die Mainbrücke bis hin zur Festung. Müssten wir allerdings erst anbauen.

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