Süddeutsche Zeitung

Würzburg:Ein Denkmal für die Opfer der Hexenverfolgung

25 000 Menschen fielen diesen Hinrichtungen deutschlandweit zum Opfer. In Würzburg kam es sogar noch im 18. Jahrhundert zu einem Todesurteil.

Menschen werden bezichtigt, andere zu verhexen und Kinder zu ermorden, Scheiterhaufen brennen: An die brutale Zeit der Hexenverfolgung soll in Würzburg künftig ein Denkmal erinnern. Unter Rufen der Zuschauer wie "Lasst sie brennen!" starben in der Mainstadt zwischen 1450 und 1750 mehr als 350 Menschen, wie das Presseamt am Dienstag mitteilte. "Auffallend ist in Würzburg die hohe Anzahl von Kindern und Klerikern unter den Opfern."

In vielen europäischen Regionen wurden vor rund 400 Jahren Menschen wegen des Vorwurfs der Hexerei verfolgt, angeklagt, gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Mal wurden die angeblichen Hexen und Hexer für Missernten verantwortlich gemacht, mal spielte Frauenfeindlichkeit eine Rolle. Zudem war es die Zeit der Gegenreformation - die katholische Kirche konnte den Hexenwahn zum Machterhalt nutzen.

Allein in Franken sollen mindestens 3000 Menschen umgebracht worden sein - die Region war in der Frühen Neuzeit ein Zentrum der Hatz auf vermeintliche Hexen und Druiden, der in Deutschland mindestens 25 000 Menschen zum Opfer fielen. Erst der Einmarsch der Schweden im 30-jährigen Krieg beendete die großen Verfolgungswellen, wobei es in Würzburg noch 1749 zu einem letzten Hexenprozess mit Todesurteil kam.

In Würzburg gab es seinerzeit mehrere Orte, die Prozess- und Hinrichtungsstätten waren. Der Stadtrat favorisiert nun als Erinnerungsort den Platz am sogenannten Schottenanger, an dem beispielsweise der "Pfeifer von Niklashausen" - der Hirte Hans Böhm - am 19. Juli 1476 als Teufelsbündner und Ketzermeister verbrannt wurde. Die Asche wurde der Überlieferung nach in den Main geworfen.

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