Asylverfahren:Würzburger Gericht stoppt Abschiebung eines 20-jährigen Pflegeschülers

Asylverfahren: Ein 20-jähriger Flüchtling sollte aus Würzburg nach Nigeria abgeschoben werden. Nun hat ein Gericht die Ausweisung vorerst gestoppt.

Ein 20-jähriger Flüchtling sollte aus Würzburg nach Nigeria abgeschoben werden. Nun hat ein Gericht die Ausweisung vorerst gestoppt.

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Die geplante Ausweisung des Nigerianers hatte laute Kritik ausgelöst - auch von CDU-Oberbürgermeister Schuchardt, der ihn als Beispiel gelungener Integration hervorhebt.

Von Olaf Przybilla, Würzburg

Das Verwaltungsgericht Würzburg hat die drohende Abschiebung des Flüchtlings Osaivbie Ekogiawe vorerst gestoppt. Ein Eilantrag sei erfolgreich gewesen, teilte ein Gerichtssprecher mit. Mit einem ärztlichen Attest sei demnach nachgewiesen worden, dass der aus Nigeria stammende 20-Jährige nicht reisefähig sei.

Der Fall sorgt seit Tagen für Aufsehen in Unterfranken. Neben zahlreichen Unterstützern hat sich am Montag auch der CDU-Oberbürgermeister von Würzburg, Christian Schuchardt, gegen eine Abschiebung des Flüchtlings ausgesprochen. Er fordere die zuständige Ausländerbehörde sowie die "politischen Verantwortlichen" auf, "alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen" - und Ekogiawe den weiteren Aufenthalt zu ermöglichen.

Dem Würzburger OB zufolge sei dieser "nicht nur bei seinem Verein, dem SV Heidingsfeld, integriert, sondern auch in seiner Heimatstadt". Ekogiawe sei demzufolge "ein Würzburger geworden".

Ekogikawe kam als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling im Juni 2018 nach Deutschland, sein Asylantrag wurde 2020 abgelehnt. 2021 machte er seinen Mittelschulabschluss, seit September 2022 absolviert er in Würzburg eine Krankenpflegerausbildung. Im vergangenen Juni stellte er einen Antrag für einen Aufenthaltstitel als gut integrierter Jugendlicher respektive Heranwachsender. Laut zuständiger Behörde ist seine "Duldung" allerdings erloschen, ein erster Eilantrag vor Gericht war nicht erfolgreich. Seine Abschiebung sollte demnach kurz bevorstehen.

Für den Würzburger OB ist dies unverständlich: "Das ist doch genau das, was wir wollen und was wir brauchen: Menschen, die sich integrieren, in die Gesellschaft einbringen und hier eine neue Heimat finden", erklärte Schuchardt. Auch kritisierte der OB, er habe "über die jetzt drohende Abschiebung und das weitere Verfahren" im Vorfeld keine Kenntnis gehabt. Zudem sei die Stadt als Behörde nicht informiert worden, wie es konkret weitergehe.

Die Landtags-SPD fordert Innenminister Joachim Herrmann (CSU) auf, alle Abschiebemaßnahmen auszusetzen, bis der Landtag über eine entsprechende Petition entschieden habe.

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