Würzburg:Gericht lässt Anklage in 30 Jahre altem Mordfall nicht zu

Beweise und Indizien würden für Verurteilung des Verdächtigen nicht ausreichen.

Mehr als 28 Jahre nach dem Tod einer 13-Jährigen in Unterfranken hat das Landgericht Würzburg die Anklage gegen einen Verdächtigen nicht zugelassen. Es sei nicht sehr wahrscheinlich, dass die Beweise und Indizien für eine Verurteilung wegen Mordes ausreichten, teilte das Gericht am Dienstag mit. "Zwar komme eine Beteiligung des Angeschuldigten an einer möglichen Tat in Betracht." Dennoch ließen die Beweise keine sichere Rekonstruktion eines Tathergangs zu, der einen Mordvorwurf belegen könne. "Alle anderen möglichen Straftatbestände sind inzwischen verjährt, so dass allein eine Verurteilung wegen Mordes erfolgen könnte."

Im vergangenen Dezember hatte die Staatsanwaltschaft Würzburg den Mann wegen Mordes angeklagt. Der zur Tatzeit 17-Jährige soll demnach das Mädchen namens Sabine kurz vor Weihnachten 1993 in Karlstadt (Landkreis Main-Spessart) getötet haben. Der Verdächtige aus dem Landkreis Main-Spessart war bereits im Januar 2021 nach neuerlichen Durchsuchungen wegen Mordverdachts festgenommen worden.

Wenige Wochen danach wurde der Mann wieder freigelassen. Das Ermittlungsverfahren lief aber weiter. Der Mann stand schon früher im Fokus der Ermittler. Zu seinem möglichen Motiv hat die Staatsanwaltschaft seither keine Angaben gemacht. Die Ermittler hatten zudem einen weiteren Verdächtigen im Visier. Sein Verfahren war aber mangels Tatnachweises eingestellt worden.

Das Opfer war zuletzt auf einem Bauernhof im Stadtteil Wiesenfeld gesehen worden. Dort wurden später in einer Jauchegrube die Jacke und Kleidung des Mädchens gefunden - aber nicht die 13-Jährige. Als der schwere Betondeckel einer abseits liegenden Güllegrube hochgehoben wurde, entdeckten die Ermittler die Leiche. Die Schülerin kam nach Angaben der Staatsanwaltschaft durch massive Gewalteinwirkung ums Leben.

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