Eines war Maria Herbst – die im vergangenen Februar im Alter von 100 Jahren den Grünen beigetreten ist – zuletzt noch einmal wichtig: Wählen wollte sie unbedingt, ihre Stimme abgeben bei der anstehenden Bundestagswahl. Diesen Wunsch in die Tat umzusetzen, ist der Würzburgerin tatsächlich noch gelungen. Persönlich hat sie sich dieser Tage auf den Weg ins Rathaus begeben und hat dort von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. „Es war ihr ein Bedürfnis“, sagt Simon Wagner, ein langjähriger Wegbegleiter.
Hundert Jahre hat Maria Herbst ohne größere Prominenz gelebt. Als neulich aber die Bundesaußenministerin bei einem Wahlkampfbesuch am Main zu Gast weilte, da hätte Annalena Baerbock die Würzburgerin schon gerne getroffen. Seit Maria Herbst an ihrem 100. Geburtstag den Grünen beigetreten ist, war ihr Name plötzlich ein Begriff. Das Treffen mit der Außenministerin freilich musste ausfallen: Maria Herbst plagten an jenem Tag starke Rückenschmerzen.

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Sie hatte es eigentlich nicht geplant gehabt, im zarten Alter von 100 noch einmal in eine Partei einzutreten. Aber dann waren da 2024 die großen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus, die hatten sie sehr bewegt. Gerne hätte sie sich daran beteiligt, nur hatte ihr dafür die Kraft gefehlt. Stattdessen ist sie einer demokratischen Partei beigetreten.
In ihrer Jugend habe sie den Untergang von Alt-Würzburg erleben müssen, hat Maria Herbst später der Süddeutschen Zeitung berichtet. Zuvor habe sie beobachten müssen, wie der rechte Mob in den 1930er-Jahren stark geworden ist. „Ich hatte das schon, ich brauche das nicht noch mal“, sagte sie.
Ob sie den Schritt, den späten Eintritt in eine demokratische Partei, bereut hat, hat man sie noch im Dezember 2024 am Telefon gefragt. „Gar nicht“, hat Maria Herbst geantwortet, „Ovationen habe ich dafür bekommen.“
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ist Maria Herbst im Würzburger Juliusspital gestorben. Ende des Monats wäre sie 101 geworden.