Workshop in München:Die Zukunft der Bayern-SPD soll in einer alten Industriehalle geboren werden

Workshop in München: Auf dem ehemaligen Mahag-Gelände an der Karlstraße soll der Workshop der Bayern-SPD stattfinden.

Auf dem ehemaligen Mahag-Gelände an der Karlstraße soll der Workshop der Bayern-SPD stattfinden.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Die Bayern-SPD veranstaltet am Wochenende in München ein Open-Base-Camp, das speziell auf junge Parteimitglieder ausgerichtet ist.
  • In dem Workshop sammeln die Teilnehmer Ideen für den Wahlkampf und die zukünftige Politik der Partei.
  • Seit Anfang 2017 sind mehr als 2000 Bayern in die SPD eingetreten, fast 40 Prozent von ihnen sollen jünger als 30 sein.

Von Lisa Schnell

Die Zukunft der Bayern-SPD soll in einer alten Industriehalle geboren werden. An den hohen Decken ziehen sich silberne Heizungsrohre entlang, in der einen Ecke stehen alte Holzpaletten, in der anderen vier leere Badewannen, an der Wand ein Graffiti und im SPD-Rot der Schriftzug: Open-Base-Camp.

Open was? Die Frage hat SPD-Landeschefin Natascha Kohnen in letzter Zeit öfters gehört, vor allem von älteren Genossen. Deswegen liest sie jetzt vor, wie junge SPD-Mitglieder beschreiben, was sie die Zukunft der SPD nennt: "In Gremien sitzen kann jeder. Wir wollen was verändern." Aus der leeren Halle, in der Kohnen am Dienstag auf einem Klappstuhl sitzt, soll am Sonntag eine Ideenwerkstatt für die bayerische SPD werden. Wie soll Politik sein? Was wollen vor allem Junge von der SPD? Wie geht moderner Wahlkampf? In einem "Experimentierkasten mit offenem Ausgang" sollen sich Mitglieder und Nichtmitglieder, alte, junge und Künstler austoben. Etwa 260 Interessierte haben sich schon angemeldet.

Am Samstag wird in der Halle noch zu Elektromusik getanzt, am Sonntag von 11 Uhr an sollen an den Wänden Wahlplakate und Slogans für die SPD entworfen werden. Gleich daneben gibt es einen Wahlkampf-Workshop, in dem der digitale Haustürwahlkampf geprobt wird. Eine Methode, mit der die Labour-Partei in Großbritannien große Erfolge gehabt haben soll. Anstatt sich von Tür zu Tür zu klingeln oder einem Bekannten an der Bar zu erzählen, wie toll die SPD doch ist, versucht man Bekannte über Messengerdienste wie Whatsapp von der SPD zu überzeugen.

Auch einen Hackathon soll es geben nach dem Vorbild einer Veranstaltung Anfang März in Berlin. Da sperrten sich Computerbegeisterte, auch Nerds genannt, mit Isomatten und 20 Pizzen im Willy-Brandt-Haus ein und kamen auf allerlei Ideen: Ein Videospiel, durch das der Schulz-Zug rast oder Vorschläge zur besseren Datennutzung. Neben der Social-Media-Ecke bietet die SPD am Sonntag noch die Möglichkeit, so richtig schön gegrillt zu werden, wie SPD-Vizevorsitzende Johanna Uekermann es nennt. Mit Würsten hat das weniger zu tun, dafür mit Argumenten. Wie gut die wirklich sind, können Besucher im Streitgespräch mit einem Schauspieler proben, der ihnen "den CSU-ler macht", wie Kohnen sagt.

Wer will, kann außerdem noch ein Wahlkampfvideo drehen oder einfach sagen, was er schon immer mal zur SPD loswerden wollte. Für alle, die eine Pause von der Kreativität brauchen, gibt es Tischtennisplatten und Liegestühle. Nichts werde vorgegeben, nichts vorausgesetzt, sagt Kohnen. Damit die Ideen nur so sprudeln, aber auch, um die vielen Neumitgliedern an die Partei zu binden.

Was dabei herauskommen soll? Kohnen ist selbst gespannt

Seit Anfang 2017 sind mehr als 2000 Bayern in die SPD eingetreten, fast 40 Prozent von ihnen seien jünger als 30, darunter viele Kreative wie Regisseure, Schauspieler oder Maler. Mit der traditionellen Parteiarbeit könnten viele Junge nichts mehr anfangen, sagt Uekermann. Statt im Ortsverein Tagesordnungspunkte abzuarbeiten oder sich bei Veranstaltungen einer Frontalbeschallung hinzugeben, wollten sie sich selbst einbringen. Das Open-Base-Camp sei ein Versuch, die Krusten der Parteistrukturen aufzureißen, sagt Kohnen. Klar gebe es in der Partei auch Irritationen, die meisten aber fänden das Konzept gut.

Was dabei herauskommen soll? Kohnen ist selbst gespannt. Eines wisse sie: "Dass wir echt offen sein müssen." Was immer vorgeschlagen werde, Kohnen verspricht, dass es nicht einfach in der Schublade verschwindet. Nach der Mitgliederbefragung zum Landesvorsitz sei das der zweite Schritt auf dem Weg zu mehr Beteiligung. Der dritte soll die Diskussion um das Landtagswahlprogramm sein. Auch da stellt sich Kohnen einen Findungsprozess vor, bei dem Nichtmitglieder beteiligt werden könnten. Wie genau das aussehen soll, wisse sie noch nicht. Vielleicht hat ja am Sonntag jemand eine Idee.

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