Süddeutsche Zeitung

Mitten in Wolnzach:Der Königsweg in die Irre

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Die Gemeindereform aus den Siebzigern wäre ja noch nicht das Problem gewesen. Doch seit sich die Menschen von Navis leiten lassen, gibt es mindestens eine Wolnzacher Straße zu viel

Gloss von Matthias Köpf, Wolnzach

Was sie da in Wolnzach mit ihren Wolnzacher Straßen haben, das könnte natürlich erst einmal verwunderlich klingen. Schließlich sind doch irgendwie alle Straßen in Wolnzach Wolnzacher Straßen. Dass es insgesamt genau zwei davon geben sollte, wäre allerdings für eine Marktgemeinde mit bald 12 000 Einwohnern auch wieder wenig. Es gibt in Wolnzach aber genau zwei Wolnzacher Straßen, das ist ja das Problem, und für Außenstehende ist es überdies noch in ganz anderer Hinsicht verwirrend. Denn von einer Wolnzacher Straße könnte man landläufig ja durchaus annehmen, sie führte nach Wolnzach, so wie eben der Pfaffenhofener Weg von dort Richtung Pfaffenhofen führt - auch wenn wiederum die meisten Wolnzacher nach Pfaffenhofen eher die Wendenstraße nehmen würden, aber das führt jetzt eindeutig zu weit weg von den beiden Wolnzacher Straßen.

Diese Wolnzacher Straßen nämlich könnten nach allgemeinem Verständnis nur dann nach Wolnzach führen, wenn man sich nicht schon in Wolnzach befände, und da kommt jetzt die bayerische Gebietsreform aus den Siebzigerjahren ins Spiel. Bis dahin war nämlich Niederlauterbach eine eigenständige Gemeinde, die mit allem Recht über eine Wolnzacher Straße Richtung Wolnzach verfügte. Nicht anders war es mit Gosseltshausen, das genau wie Niederlauterbach 1971 in der Marktgemeinde Wolnzach aufging und dabei ebenfalls eine Wolnzacher Straße mitbrachte. Seither gibt es in dieser Marktgemeinde Wolnzach eben zwei Wolnzacher Straßen, was zwar eigentlich nicht der Plan der Gebietsreformer war, aber seither immer irgendwie durchgerutscht sein muss.

Den Wolnzachern selber war das alles sowieso immer klar, und den Niederlauterbachern und den Gosseltshausern erst recht. Seit sich aber immer mehr Menschen von ihren Navigationsgeräten leiten und in dem speziellen Fall auch öfter in die Irre führen lassen, haben erst ein paar genervte Anwohner von mindestens einer Wolnzacher Straße und dann auch der Pfaffenhofener Kurier die Sache wieder aufs Tapet gebracht. Zum Ärger anderer Anwohner übrigens, denn eine Straßenumbenennung wäre zwar für die umherirrenden Paketboten ein Segen, aber für alle anderen Beteiligten mit einigem Aufwand verbunden. Mit der Minimallösung wäre es jedenfalls nicht getan: Einen Wolnzacher Weg haben sie in Wolnzach nämlich auch schon. Im 1971 eingegliederten Königsfeld.

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