Natur:Wolf streift durch Bauernhof

Kamera zeichnet auf, wie das Raubtier nachts an einer Maschinenhalle vorbeiläuft.

Nahe Brannenburg im Landkreis Rosenheim ist unlängst ein Wolf nächtens durch einen Bauernhof gestreift. Eine Überwachungskamera zeichnete auf, wie das Raubtier direkt an einer Maschinenhalle vorbeigelaufen ist. In der wenige Sekunden kurzen Sequenz, die man sich im Internet ansehen kann, macht der Wolf einen vorsichtigen Eindruck. Nach Angaben des Landesamts für Umwelt (LfU) stammt die Filmsequenz vom 9. November. Obwohl der Wolf das Gehöft direkt durchquert hat, ist laut LFU von keiner Gefahr für Menschen auszugehen. Wölfe seien grundsätzlich vorsichtig und mieden Menschen, erklärte ein Sprecher. In dicht besiedelten Kulturlandschaften wie Bayern komme es dennoch immer mal wieder vor, dass Wölfe an Dörfern vorbeiliefen oder Streusiedlungen durchquerten. Da die Tiere überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv sind, geschehe dies meist bei Dunkelheit.

In Oberbayern war es den ganzen Sommer über auffällig ruhig um den Wolf. Der letzte Nachweis stammt vom Mai aus dem Altmühltal nahe Eichstätt. Damals wurde dort Losung der Wölfin entdeckt, die offenkundig schon im Frühjahr 2020 aus Ostdeutschland in die Region zugewandert ist. In den oberbayerischen Bergen dagegen gibt es erst seit Herbst wieder vermehrt Hinweise auf Wölfe. Aus den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land wurden Ende Oktober, Anfang November mehrere Risse von Schafen gemeldet. Der Wolf, der sie getötet hat, ist laut einem Gentest des LfU von Süden her aus den Zentralalpen zugewandert. Es ist durchaus möglich, dass es sich um das gleiche Tier handelt, das jetzt bei Brannenburg gefilmt worden ist. Brannenburg und der Landkreis Traunstein liegen nur gut 40 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt - das ist keine Strecke für einen Wolf. Ein sicherer Nachweis, dass es sich um den gleichen Wolf handelt, ist allerdings nicht möglich.

Im Norden Bayerns, im Landkreis Rhön-Grabfeld, hat Ende Oktober ebenfalls ein Wolf zwei Ziegen und ein Schaf gerissen. Er stammt laut Gentest aus Ostdeutschland. Insgesamt sind den beiden Wölfen zehn Nutztiere zum Opfer gefallen, ein weiteres schwer verletztes Schaf musste notgetötet werden. Experten gehen davon aus, dass es sich bei den aktuellen Nachweisen und Sichtungen um Jungtiere handelt, die ihr Elternrudel verlassen haben und auf der Suche nach einem eigenen Revier sind. Wolfswelpen werden im Mai geboren und wandern im Alter von ein bis zwei Jahren von ihrem Elternrudel ab, Rüden in aller Regel früher als Weibchen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: