Sorge vor Rissen:Forderungen nach Wolfsabschuss werden lauter

Sorge vor Rissen: Der Wolf wird von Almbauern und Politikern im bayerischen Alpenraum immer mehr als Bedrohung wahrgenommen.

Der Wolf wird von Almbauern und Politikern im bayerischen Alpenraum immer mehr als Bedrohung wahrgenommen.

(Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Erneut hat sich ein Landrat aus dem bayerischen Alpenraum für ein strengeres Vorgehen gegen die Raubtiere ausgesprochen. Doch der Bund zieht nicht mit.

Von Matthias Köpf und Christian Sebald, Miesbach

Noch fällt in den bayerischen Alpen immer wieder Schnee. Bis die Bauern ihre Rinder, Schafe und Ziegen auf die Almen hinauftreiben, ist es noch ein paar Wochen hin. Doch einige spielen längst öffentlich mit dem Gedanken, ihre Tiere in diesem Sommer im Tal zu lassen, um sie nicht Wölfen auszuliefern, die einzeln durchs Gebirge streifen oder gar ein Rudel gründen könnten wie in der Gegend um Garmisch-Partenkirchen. Der dortige Landrat Anton Speer (FW) hat schon Mitte März bei der Regierung von Oberbayern einen Antrag auf erleichterten Abschuss der bisher streng geschützten Wölfe hinterlegt.

An diesem Freitag hat der Miesbacher Landrat Olaf von Löwis (CSU) in einem offenen Brief an Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) die Forderung aufgenommen. Löwis fordert im Namen der örtlichen Almbauern, dass die Bundesregierung bei der EU-Kommission auf eine Herabstufung des bisher maximalen Schutzstatus für den Wolf drängen soll. Er begründet die Forderung damit, dass ein effektiver Schutz der Viehherden etwa durch Zäune im Gebirge kaum möglich sei. Außerdem schreibt er, dass die alpine Kulturlandschaft von der Weidewirtschaft abhängig sei. Ohne sie würden die Almen zuwachsen, und damit verschwände der Lebensraum vieler anderer Tier- und Pflanzenarten, die ebenso unter Naturschutz stünden wie der aus Löwis' Sicht europaweit gar nicht mehr gefährdete Wolf.

Bei Glauber dürfte Löwis offene Türen einrennen. "In den Bergen ist einfach kein effektiver Herdenschutz möglich", sagte der Umweltminister unlängst anlässlich der Präsentation von entsprechenden Zäunen und anderen Einrichtungen durch die beiden Landesanstalten für Landwirtschaft (LfL) und für Umwelt (LfU). "Deshalb brauchen wir auf den Almen die Möglichkeit für ein effizientes Wolfsmanagement." Das müsse die Bundesregierung endlich akzeptieren. Ein solches Wolfsmanagement muss aus Glaubers Sicht die Möglichkeit einschließen, Wölfe abzuschießen, die auf den Almweiden Schafe oder andere Nutztiere angreifen und töten. "Anders werden wir es niemals hinbekommen, dass die Almbauern die Rückkehr der Wölfe tolerieren", sagt der Umweltminister. "Geschweige, dass wir Ruhe in die Almregionen bekommen."

Es sieht freilich nicht danach aus, dass die Vorstöße aus Bayern schnellen Erfolg haben dürften. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat erst Anfang Februar mit elf weiteren Umweltministern von EU-Mitgliedstaaten derartige Bestrebungen in einem gemeinsamen Schreiben an die EU-Kommission strikt zurückgewiesen. Hintergrund war eine Entschließung des EU-Parlaments von November 2022, in der die EU-Abgeordneten die Forderung nach einer Absenkung des Wolfsschutzes mehrheitlich unterstützen. "Wir, die Umweltminister, lehnen in einer Zeit der weltweiten Krise der biologischen Vielfalt die Tendenz der Entschließung, den gesetzlichen Schutz des Wolfes zu schwächen, eindeutig ab", heißt es in dem Schreiben von Lemke und ihren Kollegen. Zugleich betonen sie die "unverzichtbare Rolle" der Wölfe bei der Regulierung des Wildbestandes.

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