Angriffe auf Weidetiere:Wolf in Unterfranken abgeschossen

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Die Regierung von Unterfranken hat Anfang August eine Ausnahmegenehmigung zur Tötung einer Wölfin erteilt. Nun wurde das Tier erlegt. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Das Raubtier soll in der Rhön zahlreiche Nutztiere gerissen haben. Nun erteilten die Behörden eine Genehmigung zum Abschuss – der erste im Freistaat seit Jahren.

Im äußersten Nordwesten Bayerns ist nach dem Fund mehrerer toter Schafe eine Wölfin erschossen worden. Die Regierung von Unterfranken hat nach eigenen Angaben Anfang August eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung zur Tötung des Wolfes erteilt. Die rechtliche Grundlage dafür sei das Bundesnaturschutzgesetz gewesen, teilte ein Sprecher der Behörde mit.

Das weibliche Tier wurde demnach in der Nacht von Montag auf Dienstag in der Hohen Rhön erlegt. Laut einem Sprecher des bayerischen Umweltministeriums handelt es sich um den ersten Wolfsabschuss im Freistaat seit Jahren.

Die Behörde hatte demnach grünes Licht für den Abschuss gegeben, weil es in der Region zwischen Anfang Juni und Ende Juli zu einer Reihe „von Übergriffen auf durch mit Herdenschutzmaßnahmen gesicherte Weidetiere“ gekommen war. Mittels Genanalyse konnten diese Übergriffe einer Wölfin mit der Bezeichnung GW3092f zugeordnet werden. „Eine Vielzahl weiterer Rissereignisse seit dem 2. August 2023 sind ebenfalls auf diese Wölfin zurückzuführen“, teilte die Behörde mit.

In der Nacht von Sonntag auf Montag seien in der Hohen Rhön nahe der Grenze zu Hessen und Thüringen wiederum sechs Schafe getötet und vier verletzt worden, teilte die unterfränkische Regierung weiter mit. Auch hier konnte ein Wolfsangriff nicht ausgeschlossen werden, deshalb sei die Wölfin in der darauffolgenden Nacht abgeschossen worden. Ob es sich beim getöteten Tier tatsächlich um GW3092f handelt, könne nach Untersuchungen erst kommende Woche definitiv beantwortet werden.

Streit um Wolfsverordnung

In welchen Fällen man Wölfe in Bayern abschießen dürfen sollte, hatte zuletzt immer wieder für Streit zwischen Bundesregierung, bayerischen Behörden und Naturschützern gesorgt – teils auch vor Gericht. Eine Wolfsverordnung hatte von Mai an den Abschuss der Tiere im Freistaat erleichtert – war im Juli durch den Bayerischen Verwaltungsgerichtshof wegen eines Formfehlers aber wieder kassiert worden.

Die Staatsregierung hatte daraufhin eine Neuauflage angekündigt. Der Entwurf dazu befinde sich gerade in der Phase, in der Verbände ihre Einschätzung dazu abgeben dürfen, sagte ein Sprecher des bayerischen Umweltministeriums. Auch wenn das Bundesnaturschutzgesetz schon Ausnahmen für den Abschuss von Wölfen vorsehe, setze sich die Staatsregierung weiter dafür ein, die Möglichkeiten dafür auszuweiten. „Die Weidetierhaltung ist eine der Grundlagen für die Artenvielfalt in Bayern“, sagte der Ministeriumssprecher. „Zu einem konsequenten Wolfsmanagement zählt auch der schnelle Abschuss von auffälligen Wölfen.“

Auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), dessen Ministerium inzwischen für den Bereich Jagd zuständig ist, hatte zuletzt immer wieder mehr Möglichkeiten für den Abschuss von Wölfen gefordert.

In der Rhön war die Sorge wegen Wolfsangriffen auf Nutztiere zuletzt noch einmal gewachsen. Der Landrat des Landkreises Rhön-Grabfeld, Thomas Habermann (CSU), hatte erst vor wenigen Wochen in einem Brief an Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) gefordert, den Schutzstatus für Wölfe abzusenken. Allein im Juli kamen demnach fünf Ziegen, sieben Schafe und ein Lamm in der Region ums Leben. Die Liste umfasst für den Zeitraum zwischen Ende September 2023 und Ende Juli 2024 32 Einträge – darunter auch ein totes Pferd, bei dem aber durch einen Gentest keine Individualisierung eines Wolfes möglich war.

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