Wohnungsbrand:Tiefe Trauer um die Nürnberger Brandopfer

  • Bei einem Wohnhausbrand in Nürnberg sind eine Mutter und ihre vier Kinder gestorben.
  • Vier Überlebende der Großfamilie sind verletzt.
  • Warum das Feuer ausbrach, ist weiterhin unklar. Nach aktuellen Erkenntnissen gibt es laut Polizei keinen Anhaltspunkt für Brandstiftung.

Von Claudia Henzler, Nürnberg

Nach dem verheerenden Brand in einem Einfamilienhaus, bei dem am Samstag vier Kinder und ihre Mutter ums Leben gekommen sind, bleibt die entscheidende Frage vorerst offen: Was hat am frühen Samstagmorgen das Feuer im Erdgeschoss des kleinen Hauses ausgelöst? "Nach aktuellen Erkenntnissen haben wir keinen Anhaltspunkt für Brandstiftung", sagte eine Sprecherin der Polizei am Sonntag. "Aber wir ermitteln natürlich in alle Richtungen."

Spezialisten des Polizeipräsidiums Mittelfranken und Gutachter des Landeskriminalamtes waren am Samstag den ganzen Tag im Haus und suchten mit Atemschutzmasken nach Spuren. "Sie haben sich durch Schutt und Asche gekämpft", sagte die Polizeisprecherin. Doch in dem Teil des Gebäudes, in dem der Brand ausbracht, hätten die Flammen fast alles zerstört. Es werde deshalb noch dauern, bis die Brandursache feststeht. Bisher habe die Polizei auch die überlebenden Angehörigen noch nicht näher vernehmen können. "Da steht bei uns der Opferschutz im Vordergrund."

In dem kleinen Haus, das auf dem Gelände einer Großbäckerei steht, mit dieser aber offenbar keinen Zusammenhang hat, lebte eine Großfamilie. Bei dem Brand wurden vier Familienmitglieder laut Polizei verletzt, sie konnten aber noch ins Freie laufen, bevor die Feuerwehr eintraf, darunter ein achtjähriger Junge und die 58- und 59-jährigen Großeltern der Kinder. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht und von Notfallseelsorgern betreut. Am Sonntag musste nur noch der Achtjährige im Krankenhaus bleiben, aber auch er befand sich offenbar nicht in Lebensgefahr. Um die Großeltern kümmerten sich nach Erkenntnissen der Polizei Verwandte, die ebenfalls in Nürnberg leben.

Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly ließ am Sonntag eine Mitteilung aus dem Rathaus verschicken. "Wir sind tief betroffen von dem schlimmen Ereignis", so Maly. "Der Brand mit seinen tragischen Folgen ist ein schreckliches Unglück. Ich bin unsagbar traurig. Unser ganzes Mitgefühl gehört jetzt den Angehörigen. Eine solche Brandkatastrophe hat es in Nürnberg seit Jahrzehnten nicht gegeben."

Der Notruf war um drei Uhr morgens bei der Feuerwehr eingegangen. Als die Löschzüge eintrafen, stand bereits das halbe Erdgeschoss in Flammen. Aus dem Gebäude trat dichter schwarzer Rauch. Weil es wegen des zu erwartenden Kamineffekts zu gefährlich gewesen wäre, ein Fenster im Obergeschoss zu öffnen und die Eingeschlossenen über die Drehleiter zu bergen, mussten die Feuerwehrleute erst das brennende Treppenhaus löschen, um nach oben zu gelangen. Dort fanden sie die leblose 34-jährige Mutter und die vier Kinder, ein siebenjähriges Mädchen und drei Jungen, von denen die älteren vier und fünf Jahre alt waren. Noch auf der Straße versuchten Rettungskräfte, die Mutter und die Kinder zu reanimieren. "Leider war jede Hilfe zu spät", sagte ein Feuerwehrsprecher. Das Baby wurde noch ins Krankenhaus gebracht, konnte aber ebenfalls nicht gerettet werden.

60 Einsatzkräfte der Feuerwehr und ebenso viele Rettungsdienstmitarbeiter waren zu dem Brand gerufen worden. Auch die Polizei war mit vielen Mitarbeitern vor Ort und beteiligte sich an den Reanimationsversuchen. Für Polizei und Feuerwehr war der Einsatz eine enorme psychische Belastung. Sie hätten "ein tragisches Bild" vorgefunden, hatte eine Polizeisprecherin kurz nach dem Einsatz gesagt. "Wir sind natürlich sehr betroffen von der Situation." Für die Beamten stünden Ansprechpartner zur Aufarbeitung bereit, ebenso für die Feuerwehrleute. Auch für sie war das kein Routineeinsatz. "Ein Ereignis dieser Größenordnung - das lässt selbst erfahrene Profis nicht kalt", sagte ein Sprecher der Nürnberger Berufsfeuerwehr.

Obwohl das Obergeschoss des Hauses von außen fast unversehrt aussieht, ist das Gebäude nicht mehr bewohnbar. Wie stark die Flammen im Erdgeschoss gewütet haben, ist oberhalb eines Fensters zu sehen, wo wegen der hohen Temperatur ein Stück Dachrinne schmolz. Um den Brand endgültig zu löschen, musste die Feuerwehr die Zwischendecke zum Obergeschoss öffnen. Sie hielt nach dem Einsatz noch stundenlang Wache, um Glutnester zu ersticken.

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