Wölfe in Bayern:Warum man seine Söhne nur noch Wolfgang nennen sollte

Wolf

Jedes Rudel braucht einen starken Anführer. Kein Wunder, dass die meisten Chefs in Deutschland Wolfgang heißen, so zumindest eine Legende.

(Foto: dpa)

Den Wolf im Namen zu tragen, scheint mysteriöse Auswirkungen auf Beruf und Leben zu haben. Positive, versteht sich.

Kolumne von Andreas Glas

Dass die Kollegin der Neustädter Zeitung mal eine Top-Reporterkarriere hinlegen würde, war irgendwie vorherbestimmt. Allein ihr Name war ja eine Verheißung: Karla Kolumna. Eine der größten Storys der Kollegin Kolumna trug sich im Jahr 1984 zu und ist nachzuhören in Folge 37 der Hörspielreihe Benjamin Blümchen. Darin geht es um einen Gorilla, der aus dem Neustädter Zoo ausbüxt. Auch der damalige Zoodirektor gehörte zu denen, die ihre Bestimmung im Namen tragen: Theodor Tierlieb war sehr besorgt um das Schicksal seines Gorillas.

Heute, 33 Jahre später, darf man als Reporter an einer Story teilhaben, die merkwürdige Ähnlichkeiten zum Jahr 1984 aufweist. War es damals ein Gorilla, waren es kürzlich sechs Wölfe, die aus ihrem Gehege im Nationalpark Bayerischer Wald ausbüxten.

Noch merkwürdiger ist eine andere Parallele: Wer derzeit als Reporter nach Neuigkeiten im Wolfskrimi fragt, wird am Telefon ständig mit Leuten verbunden, die einem Benjamin-Blümchen-Hörspiel entstammen könnten. Als wäre seine Berufsbezeichnung nicht kurios genug, trägt etwa Bayerns Wolfsmanager den Namen Manfred Wölfl. Und der Kollege, der im Nationalpark für Presseauskünfte zuständig ist, heißt, kein Schmarrn: Gregor Wolf. Kann das wirklich Zufall sein?

Dass bayerische Brandschutzexperten oft Brandstetter, Brandhuber oder Brandmüller heißen, mag ja noch Einbildung sein. Doch wer den Wolf im Namen trägt, dessen Berufsweg kann eigentlich nur von höheren Mächten vorbestimmt sein. Es gibt schließlich noch mehr Hinweise, dass der Wolf im Namen Einfluss auf die Karriere hat: Die Statistik etwa, dass deutsche Chefs am häufigsten Wolfgang heißen.

Und die Chefrolle im Unternehmen ist ja nichts anderes als die Rolle des Anführers im Wolfsrudel. Allmählich wird einem auch klar, wie ein Mann namens Wolfgang Wolf damals allen Ernstes Cheftrainer beim VfL Wolfsburg werden konnte.

Was die beiden noch flüchtigen Wölfe im Bayerwald angeht, gibt es übrigens nichts Neues. Herr Riether, Chef des Vereins Wolfsschutz Deutschland, möchte aber verhindern, dass sie abgeschossen werden. Mit Vornamen heißt Herr Riether, genau: Wolfgang.

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