Wirtschaftsministerin Ilse Aigner:Fehlstart im Freistaat

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Was die Thronfolge in Bayern angeht, ist sie nicht mehr die Nummer eins, sondern eine von vielen: Ilse Aigner (Foto: dpa)

Mag sein, dass Horst Seehofer sie mit dem zurechtgestutzten Wirtschaftsministerium enttäuscht hat. Doch anstatt sich auf Posten für Weggefährten zu konzentrieren, sollte sich Ilse Aigner endlich mit ihrer neuen Rolle arrangieren - mit der Energiewende hat sie die wichtigste Aufgabe für Bayern übertragen bekommen.

Ein Kommentar von Mike Szymanski

Gerne wüsste man schon, was Bayerns neue Wirtschaftsministerin Ilse Aigner politisch alles verändern möchte. Oder wie sie die stockende Energiewende zum Laufen bringen möchte. Man hört nicht viel. Sie müsse sich erst einarbeiten, entschuldigt sie sich. Natürlich sollte man ihr die Zeit geben. Um so verstörender ist nur, wofür Aigner dann doch wieder Zeit findet: Ausgerechnet für Parteifreund Klaus Stöttner war sie drauf und dran, einen schönen Posten zu entwerfen. Als Außenwirtschaftsbeauftragter wäre er quasi ihr Chef-Reiseleiter für die Wirtschaftsdelegationen geworden.

Nachdem schon CSU-Mann Bernhard Schwab aus der Parteizentrale als Spitzenbeamter in ihr Ministerium wechselt, hätte sie dem Eindruck so gut wie nichts mehr entgegenzusetzen gehabt, dass sich hier eine Partei das prestigeträchtige Haus zur Beute macht.

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Von Mike Szymanski

Jetzt ist es gerade ein paar Wochen her, dass die Mitarbeiter sie mit wärmsten Worten als neue Wirtschaftsministerin empfangen haben, und dennoch muss man Aigners Ankunft in Bayern einen regelrechten Fehlstart nennen. Statt zu den besorgten Bürgern am Jochberg zu fahren, die gegen ein Pumpspeicherkraftwerk protestieren, und dort die Folgen der Energiewende für jeden einzelnen zu erklären, hat sie sich auf parteipolitische Machtspiele eingelassen, die sie zudem alle nicht gewonnen hat.

Es mag ja sein, dass Horst Seehofer sie mit einem zurechtgestutzten Wirtschaftsministerium enttäuscht hat, das nur er noch super findet. Und was die Thronfolge in Bayern angeht, ist sie auch nicht mehr die Nummer eins, sondern: eine von vielen.

Das ändert aber nichts daran, dass sie mit der Energiewende tatsächlich die wichtigste Aufgabe für Bayern übertragen bekommen hat. Wenn sie ihren Job anständig macht, hat sie für den Freistaat mehr erreicht als ein Markus Söder mit seinem Heimatministerium. Aigner muss sich mit ihrer neuen Rolle endlich arrangieren.

© SZ vom 29.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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