Wirtschaft:Förderprogramm geht das Geld aus

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Zum Leidwesen vieler Betriebe ist der Digitalbonus aufgebraucht

Von Maximilian Gerl, Frensdorf/München

Christian Drescher macht Einzelfertigungen. Am Computer erstellt er ein 3-D-Modell des benötigten Teils, eine Maschine fräst es passgenau. Gern würde Drescher sein Geschäft in Frensdorf bei Bamberg erweitern, dazu braucht er einen guten PC und eine neue Software. Kostenpunkt: etwa 20 000 Euro. "Wir sind ein kleiner Betrieb", sagt Drescher, "wenn ich nur die Hälfte zahle, hilft das sehr." Das Problem: Die Hälfte, die er dank Förderungen bereits bezahlt wähnte, gibt es nicht. Es ist kein Geld mehr da.

Der Digitalbonus ist ein Baustein in der Digitalstrategie der Staatsregierung: ein Fördertopf mit 80 Millionen Euro. Die sollen kleinen und mittleren Unternehmen bei der Digitalisierung zugute kommen. Jedoch sind die Mittel für dieses Jahr seit ein paar Wochen ausgeschöpft. 20 Millionen Euro standen in der ersten Tranche zur Verfügung, die nächsten 20 Millionen gibt es erst im Januar 2018. Das erwischt viele Betriebe auf dem falschen Fuß. Bei den einen verzögern sich Neuanschaffungen, etwa bei Drescher. Anderen fallen Aufträge weg. Dritte haben bereits Digitalisierungsmaßnahmen eingeleitet und wissen nicht, wie sie die nun ohne den staatlichen Zuschuss bezahlen sollen.

Der Digitalbonus gilt als erfolgreiches Förderprogramm. Viele Unternehmer verstehen daher nicht, warum das Programm, kaum angelaufen, wegen Geldmangels schon pausiert. Sie verweisen darauf, dass die Staatskasse voll, die Förderbeträge überschaubar seien. Tatsächlich sieht der Standard-Digitalbonus bis zu 10 000 Euro Zuschuss für Projekte vor, die Unternehmensbereiche digitalisieren oder die IT-Sicherheit verbessern. Vor allem an letzterem hapert es oft bei Mittelständlern.

Josef Willkommer sagt: "Die Nachfrage nach dem Digitalbonus war massiv." Willkommer leitet TechDivision, einen IT-Dienstleister aus Kolbermoor. Er hat seine Kunden zum Digitalbonus ermutigt: Obwohl der Bonus nur einen Teil der Kosten decke, helfe er gerade kleinen Firmen, wichtige Digitalisierungsmaßnahmen anzustoßen. Doch wegen der unerwartet hohen Nachfrage ist der Fördertopf ja jetzt bereits leer - und einige von Willkommers Kunden schieben ihre Projekte auf. "Aber je länger man wartet, desto schwieriger wird es, einen Rückstand aufzuholen." Andere Länder seien bei der Digitalisierung weiter. 20 Millionen Euro pro Jahr wirkten da "wie ein Tropfen auf dem heißen Stein".

Viele Unternehmer bemängeln zudem die schlechte Kommunikation. Dass es kein Geld mehr geben würde, erfuhren sie erst, als sie ihren Antrag einreichen wollten. Auch die Industrie- und Handelskammern (IHK) oder Landratsämter, die noch vor wenigen Wochen Infoveranstaltungen zum Digitalbonus ausrichteten, wussten offenbar nicht Bescheid. Ob sich die Mühen wenigstens fürs kommende Jahr gelohnt haben, ist ungewiss. Denn auch die nächsten 20 Millionen dürften angesichts der Nachfrage schnell vergeben sein.

Wirtschaftsvertreter und die Landtagsopposition fordern deshalb mehr Geld. Es gehe auch darum, "durch eine Förderung der IT-Sicherheit Schaden von den Unternehmen und damit vom Standort Bayern" abzuwenden, schreibt die IHK Oberfranken in einem offenen Brief ans Wirtschaftsministerium. Die Staatsregierung hat inzwischen erkannt, den Bedarf unterschätzt zu haben: Als sie vergangene Woche einen neuen Masterplan zur Digitalisierung beschloss, wurde festgehalten, die Mittel für den Digitalbonus aufzustocken. "Natürlich wollen wir dieses erfolgreiche Programm fortsetzen", sagt Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU). "Dabei ist klar, dass die Wirkung umso größer ist, je mehr Mittel wir einsetzen." Noch ist aber unklar, wie viel Geld zusätzlich dafür bereitgestellt werden kann - und wann.

Drescher in Frensdorf hat seine Anschaffung erst einmal aufgeschoben und hofft auf mehr Glück im Januar. "Wenn ich höre, das kommt wieder, fülle ich den Antrag gleich aus."

© SZ vom 06.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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