Wirtschaft:Dinkelsbühl wird nicht zum City-Outlet

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Dinkelsbühl ist romantisch und beschaulich. Und bleibt es wohl auch. In den Häusern der Altstadt soll es nun doch kein Outlet-Center für billige Markenware geben. Viele Bürger hatten gegen die Pläne protestiert.

(Foto: Imago)

Der Stadtrat gibt die Pläne auf, die Altstadt in ein Einkaufszentrum zu verwandeln. Der Protest war zu groß

Von Claudia Henzler, Dinkelsbühl

Für viele Besucher ist die Stadt Dinkelsbühl mit ihrer intakten Altstadt und der komplett erhaltenen Stadtmauer der Inbegriff des Etiketts "romantischen Franken". Zwar weniger bekannt als das nahe Rothenburg ob der Tauber, dafür aber authentischer. Doch die Idylle war bedroht, mehr als zwei Jahre lang stand die Idee im Raum, die Altstadt in eine Shoppingmeile für Edelschnäppchen zu verwandeln, neue Parkdecks und eine freitags und samstags für Autos gesperrte Innenstadt inklusive. Das ist nun offenbar vorbei, Oberbürgermeister Christoph Hammer (CSU) hat bei einer Veranstaltung am Dienstagabend angekündigt, dass der Stadtrat das Projekt City-Outlet nach dem Vorbild von Bad Münstereifel nicht weiterverfolgen werde. Offiziell soll der Stadtrat das Aus in zwei Wochen beschließen. "Ich gehe davon aus, dass es da eine klare Mehrheit gibt", sagte Hammer am Mittwoch der Süddeutschen Zeitung.

Eine Handvoll einheimische Geschäftsleute hatte den Plan entwickelt, die Einkaufsstraßen der Altstadt in ein Einkaufszentrum für billige Markenware zu verwandeln. Sie wollten Ladenflächen in den historischen Gebäuden Dinkelsbühls ankaufen und anmieten und unter dem organisatorischen Dach einer gemeinsamen Gesellschaft an Händler weitervermieten, die auch andere Outlets bestücken. "Ein breiter Branchenmix aus Fashion, Sport, Schuhe, Lederwaren, Home, Schmuck, Beauty und Outdoor" war geplant. Verteilt auf 40 bis 50 Läden sollten mindestens 10 000 Quadratmeter Verkaufsfläche zusammenkommen. Zusätzlich wünschten sich die Investoren den Neubau eines kleinen Einkaufszentrums.

Nach beharrlichen Protestaktionen einer Bürgerinitiative hat sich der Stadtrat in den vergangenen Monaten ausgiebig mit dem Thema befasst und auch Alternativen betrachtet, zuletzt bei einer Klausurtagung in der Stadt Freyung im Bayerischen Wald, die sich mit lokalen Maßnahmen gegen innerstädtisches Ladensterben stemmt. Bei dem Ausflug war bei den Stadträten der Entschluss gereift, sich endgültig von den Outletplänen zu verabschieden. Den Weg dahin hatte auch die Arbeit an einer neuen Studie zur Stadtentwicklung bereitet. Sie war vom Rathaus in Auftrag gegeben worden und ging mit einer umfassenden Bürgerbeteiligung einher. Nicht zufällig hat Hammer eine Veranstaltung, bei der die Zwischenergebnisse vorgestellt wurden, für seine überraschende Ankündigung gewählt.

Auch wenn der Stadtratsantrag zum Outlet-Aus vom Oberbürgermeister kommen wird: Hammer macht keinen Hehl daraus, dass er persönlich sich das Projekt gewünscht hätte. Er habe Sorge, dass die Läden in der Altstadt mittelfristig nicht gegen Konkurrenz aus dem Internet bestehen können. Letztlich sei das Outlet aber nicht "der letzte Strohhalm" für Dinkelsbühl, deshalb sei die Sache die "Zerreißprobe mit der Bevölkerung" nicht wert.

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