Wirbel um falsches Grab im Allgäu:Der Tote, der nie existierte

Das Grab eines gewissen Philipp Wachter sorgt für Ärger im Allgäuer Dorf Altusried. Denn Wachter ist ein Toter, der nie lebte - außer in einem berühmten Roman.

Ein Grab für eine Kluftinger-Romanfigur hat im Oberallgäuer Dorf Altusried für mächtig Aufregung gesorgt. Mehrere Wochen lang gab es auf dem Friedhof eine Ruhestätte mit Kranz, Blumen und Holzkreuz samt Sterbebildchen für einen Toten, der gar nicht existierte.

Aufregung um Pseudograb für Kluftinger-Romanfigur

Dieses Pseudograb für eine Kluftinger-Romanfigur sorgte in Altusried für Wirbel.

(Foto: dpa)

Der Inhaber eines Altusrieder Bestattungsinstituts hatte das Grab für Fans des kauzigen Allgäuer Kommissars auf dem Kiesweg in der Nähe der Abfallgrube errichtet - "auf einem Platz, der sowieso nicht verkauft werden konnte", sagte Bestatter Klaus Hackler am Mittwoch. Nachdem es zuletzt massive Kritik gegen das Grab gegeben hatte, wurde es am Dienstag abgebaut.

Im Herbst 2011 wurde auf dem Friedhof eine Szene aus Milchgeld, dem ersten Kluftinger-Roman des erfolgreichen Autoren-Duos Volker Klüpfel und Michael Kobr, gedreht. An der Beerdigung der Romanfigur Philip Wachter war Hackler mehrfach beteiligt. Als örtlicher Bestattungsunternehmer erhielt er den Auftrag, das Grabkreuz zu fertigen, zudem spielte er in dem Film einen Sargträger.

Auf die Idee, dem Holzkreuz einen festen Platz auf dem Friedhof zu geben, sei er durch Touristen gekommen, die an den regelmäßigen Kluftinger-Führungen durch Altusried teilnehmen. "Dabei sind sie auch auf dem Friedhof. Immer wieder wurde dort die Frage gestellt, wo Wachters Grab ist."

Mit der Erlaubnis der Gemeinde hat Hackler die Ruhestätte Mitte Mai aufgebaut und zusammen mit seinen Mitarbeitern gepflegt. Zunächst habe er viele positive Rückmeldungen auf seine Idee bekommen. Doch zuletzt mehrten sich die kritischen Stimmen im Ort. Einige bezeichneten das Pseudograb als geschmacklos und pietätlos. "Ich hätte nie gedacht, dass das Grab auf solche Kritik stößt. Für mich ist der Friedhof eine Begegnungsstätte. Da darf man auch reden und lachen."

Als bei Hackler Anrufe eingingen, die wie er sagt "unter der Gürtellinie waren", habe er die Sache beendet. Er wollte den guten Ruf seines Unternehmens nicht aufs Spiel setzen. Adrian Ramjoué, Verkehrsamtsleiter in Altusried, hielt das Grab von Anfang an für keine gute Idee. "Zu uns kommen viele Touristen, die Kluftingers Heimatort erkunden wollen. Aber noch nie hat einer nach dem Grab gefragt."

Ramjoué stellt infrage, dass es eine touristische Attraktion in Altusried gewesen wäre. "Ich bin froh, dass das Grab wieder abgebaut wurde und der Spuk vorbei ist."

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