Süddeutsche Zeitung

Wilderei in der Oberpfalz:Uhu mit verbotenem Pflanzenschutzmittel vergiftet

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Von Christian Sebald, München

In Bayern ist erneut ein streng geschütztes Tier gewildert worden. Wie die Staatsanwaltschaft Regensburg bestätigte, hatte in der vergangenen Woche ein Spaziergänger in Beratzhausen einen toten Uhu entdeckt. Der Kadaver lag auf einem Feldweg direkt neben einem ebenfalls toten Huhn. Der Mann meldete den Fund dem Vogelschutzbund LBV, der beide Kadaver sicherstellte.

Untersuchungen ergaben, dass das Huhn ein vergifteter Köder war. Ein Unbekannter hatte es mit dem seit 2008 verbotenen Pflanzenschutzmittel Carbofuran präpariert. Der Uhu fraß davon und verendete sofort. "Dieser neue Fall von Umweltkriminalität ist ein Skandal", sagt LBV-Chef Norbert Schäffer. "Wir brauchen endlich ein zentrales Spezialteam, das solche Straftaten verfolgt."

Uhus zählen zu den seltensten Greifvögeln in Bayern. Ihre auffälligsten Merkmale sind der massige Körper, der dicke Kopf mit den Federohren und die orangegelben Augen. Ausgewachsene Uhus sind bis zu 70 Zentimeter groß . Ihre Spannweite beträgt bis zu 1,70 Meter - wobei die Weibchen deutlich größer werden als die Männchen. Der in Beratzhausen (Kreis Regensburg) gewilderte Uhu war ein Weibchen.

Vergifteter Köder galt wohl Fuchs

Beim LBV glauben sie, dass das Weibchen nicht das eigentliche Ziel der Attacke war. Das mit Carbofuran präparierte Huhn lag direkt neben einem gigantischen Geflügelhof mit 250 000 Hühnern, davon 16 000 in Freilandhaltung. Deshalb kam beim LBV sofort der Verdacht auf, dass der vergiftete Köder Füchsen galt.

Das würde die Straftat nicht harmloser machen. Und zwar nicht nur, weil es streng verboten ist, Füchse zu vergiften. Carbofuran ist ein hochpotentes Kontaktgift, das auch für Menschen gefährlich sein kann. Deshalb sind sowohl Anwendung als auch Besitz und Vertrieb verboten. Gleichwohl setzen Wilderer das Gift immer wieder ein. Die Luchsin Tessa etwa, die 2012 im Bayerischen Wald gewildert worden ist, hatte von einem mit Carbofuran präparierten Rehkadaver gefressen.

Spezialeinheit für solche Straftaten gefordert

Die Polizei hat den Geflügelhof, nahe dem der vergiftete Uhu gefunden wurdet, bereits durchsucht. Die Beamten fanden weder Carbofuran noch andere Hinweise auf den Täter. Für LBV-Chef Schäffer zeigt der Fall einmal mehr, dass Wilderei in Bayern sehr viel öfter vorkommt, als man annimmt - ob es nun Luchstötungen im Bayerischen Wald sind oder illegale Jagden auf Füchse und Greifvögel. Deshalb erneuerte er seine Forderung nach einer Spezialeinheit gegen diese Straftaten.

Das Uhu-Weibchen hatte übrigens einen Brutfleck, wie ihn Vögel tragen, die Junge großziehen. Daher suchten LBV-Leute sofort die Umgebung von Beratzhausen nach Jungvögeln ab. Prompt entdeckten sie einen fast verhungerten Jung-Uhu. Er wird nun in einer Vogel-Auffangstation aufgepäppelt.

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Quelle:
SZ vom 07.07.2015
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