Tagungsort:CSU bangt um Wildbad Kreuth

Winterklausur der CSU-Landtagsfraktion - Fortsetzung

Auch Bundeskanzlerin Merkel war oft zu Gast in Kreuth.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)
  • Der Tagungsort der CSU in Wildbad Kreuth soll saniert und zu einem Hotel umgebaut werden.
  • Die Besitzer planen laut Tegernseer Stimme nun angeblich, das Tagungs- in ein Wellness-Hotel umzuwandeln.
  • Die CSU-Landtagsfraktion hat von einem möglichen endgültigen Abschied von Kreuth aus Medienberichten erfahren.

Von Matthias Köpf und Lisa Schnell, Kreuth

Die bayerische Bilderbuchkulisse musste über Jahrzehnte hinweg praktisch jeder Journalist erwähnen, der zum ersten, zum zweiten oder schon zum zweiundzwanzigsten Mal von einer der winterlichen CSU-Klausuren in Wildbad Kreuth berichtet hat. Die CSU inszenierte sich gut und gerne im Wildbad der Wittelsbacher, und im Gegenzug verlieh der alljährliche Auftrieb auch dem Tagungsort eine fast mythische Bedeutung.

Im nächsten Winter soll der berühmte Geist von Kreuth fürs Erste durch das Kloster Seeon im Chiemgau und durch das oberfränkische Kloster Banz wehen, wo sich die Berliner CSU-Landesgruppe respektive die Landtagsfraktion versammeln werden. Denn das Wildbad Kreuth soll saniert und zu einem Hotel umgebaut werden. Doch nachdem nun ein lokaler Internet-Dienst aus einer Sitzung des Kreuther Gemeinderats berichtet hat, fragen sich Christsoziale und Journalisten, ob sie überhaupt je wieder in Kreuth zusammenkommen werden, wenn aus dem Wildbad jetzt doch kein Tagungs-, sondern ein Wellness-Hotel werden soll.

Das einstige Kurbad der Wittelsbacher ist immer noch im Familienbesitz. Die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung hatte es von 1974 an als Bildungszentrum gepachtet und die Immobilie Ende März dieses Jahres besenrein an Herzogin Helene in Bayern zurückgegeben, nachdem sich beide Seiten nicht über eine dem Vernehmen nach recht drastische Mieterhöhung einig wurden, welche die Stiftung immer noch als "nicht tragbar" bezeichnet, ohne genaue Zahlen nennen zu wollen.

Die Herzogin sprach nach der Kündigung von einer Sanierung und einem Umbau zu einem hochklassigen Tagungshotel, in dem dann von 2018 an auch die CSU wieder sehr willkommen sein werde. Allerdings will das Nachrichtenportal Tegernseer Stimme nun aus einer nicht öffentlichen Sitzung des Kreuther Gemeinderats erfahren haben, dass die Herzogin ihre Pläne geändert habe und für ihr Haus nun ein Wellness-Konzept verfolge, in dem dann die CSU womöglich keinen Platz mehr hat.

Ein besonderer Ort

Im Kreuther Rathaus gibt man sich angesichts der Aufregung ziemlich zugeknöpft, denn eine nicht öffentliche Ratssitzung solle ja nicht öffentlich bleiben. Ähnlich zurückhaltend äußert sich Herzogin Helene selbst, die über die Zukunft des Wildbads nach eigenen Worten zwar ganz vielversprechende Gespräche führt, aber doch immer noch Gespräche in alle Richtungen. Spruchreif sei da noch nichts.

In der CSU-Landtagsfraktion haben sie von einem möglichen endgültigen Abschied von Kreuth auch nur aus Medienberichten erfahren. Man werde nun Kontakt zur Herzogin aufnehmen und sich über den genauen Sachstand informieren. Bis dahin gelte noch immer die Aussage des Fraktionsvorsitzenden Thomas Kreuzer: "Wir würden gerne wieder nach Kreuth gehen. Wenn es nicht geht, muss man sich im schönen Bayern nach Alternativen umsehen", sagte der, als vor etwa einem Jahr schon einmal die große Angst umging, die Bande zwischen der CSU und Kreuth könnten sich für immer lösen.

Gegen ein Wellnesshotel hätten einige der Klausurteilnehmer bestimmt auch nichts einzuwenden. Schon jetzt gibt es ein Schwimmbad in Kreuth, das gerne genutzt wird. Auch im fernen Berlin hat die CSU-Landesgruppe keine weiteren Informationen. Besondere Sorge scheint die Nachricht aber nicht zu bereiten. Natürlich sei "Kreuth auf jeden Fall ein besonderer Ort", heißt es, aber man habe mit der Planung für 2018 ja auch noch Zeit.

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