Süddeutsche Zeitung

Weltbild-Verlag:Mitarbeiter sollen in Auffanggesellschaft wechseln

Lesezeit: 1 min

Zwei Monate nach dem Insolvenzantrag werden die ersten harten Einschnitte bei Weltbild bekannt: Mehr als 650 Mitarbeiter sollen das Unternehmen verlassen und in eine Auffanggesellschaft wechseln. Mehreren Filialen droht die Schließung.

Bei der existenzbedrohten Verlagsgruppe Weltbild sollen 656 Mitarbeiter in eine Auffanggesellschaft wechseln. Mit diesem Schritt will Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz die Grundlage für die Rettung des katholischen Unternehmens schaffen. Geiwitz informierte am Donnerstag die Mitarbeiter der Konzernzentrale in Augsburg bei einer Betriebsversammlung über die geplanten Maßnahmen.

Wenn die Mitarbeiter der Bereiche Verwaltung und Logistik das Angebot zum Wechsel in eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft annehmen, müssten derzeit keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen werden, sagte Geiwitz. Insgesamt sind rund 2200 Beschäftigte der Weltbild-Mutter direkt von der Insolvenz betroffen.

Bei der Tochter, die in ganz Deutschland etwa 220 Weltbild-Geschäfte betreibt, bangen weitere 1400 Mitarbeiter um ihre Jobs. Die Filialtochter befindet sich in einem sogenannten Schutzschirmverfahren, einer Vorstufe eines Insolvenzverfahrens. Geiwitz machte klar, dass mit Schließungen von Buchläden zu rechnen sei. Eine Größenordnung nannte er aber noch nicht. Eine Entscheidung werde es frühestens Ende April geben.

Der Insolvenzverwalter bezeichnete es als sinnvoll, an einem Multichannel-Vertrieb mit Online-Handel und Geschäften vor Ort festzuhalten. Er strebe weiterhin eine Gesamtlösung für Weltbild an und plane nicht eine Zerschlagung und somit Veräußerung einzelner Bereichen. "Der Weg bis zum Gelingen einer gesamtheitlichen Sanierung der Verlagsgruppe ist noch hart und der Ausgang des Verfahrens noch nicht gewiss, ich bin jedoch vorsichtig optimistisch", sagte Geiwitz.

Die Mitarbeiter, die in die Auffanggesellschaft wechseln, sollen bis zu ein Jahr lang 85 Prozent ihrer bisherigen Nettogehälter erhalten. Zudem sollen sie weitergebildet werden, damit sie neue Jobs finden. Die Laufzeit und Entgeltzahlungen seien außergewöhnlich hoch, sagte Geiwitz. Dazu soll auch die katholische Kirche beitragen, die bis zu 65 Millionen Euro zur Rettung der Arbeitsplätze zur Verfügung stellen will.

Die kirchlichen Gesellschafter hatten im Januar Weltbild den Geldhahn zugedreht und so den Insolvenzantrag der Verlagsgruppe herbeigeführt. Weltbild war bereits lange zuvor in der Krise. Im vergangenen Jahr hatte Weltbild laut Geiwitz etwa 100 Millionen Euro Verlust verbucht.

Um Weltbild zu retten, sei auch der Einstieg eines Investors notwendig. Bislang seien mehrere unverbindliche Angebote eingegangen, die sehr unterschiedlich seien. Nun will Geiwitz mit den eigentlichen Verhandlungen beginnen. Namen von Interessenten nannte er nicht.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1917897
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/dpa/amm
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.