Landkreis Ebersberg:Das ist Bayerns Weißwurstkönigin

Magdalena Heimann Weißwurstkönigin Lena I.

Im niederbayerischen Bodenmais hat sich Magdalena Heimann gegen sechs Mitbewerberinnen durchgesetzt.

(Foto: Privat)

Magdalena Heimann hat sich gegen 55 Mitbewerberinnen durchgesetzt. Die 20-Jährige hatte einen entscheidenden Vorteil.

Von Korbinian Eisenberger, Bruck/Glonn

Ein Längsschnitt zum Halbieren? So mancher Experte würde bei diesem Vorschlag vermutlich sehr deutlich werden: Sie sagt nur: "Um Gottes Willen." Mit einem Lächeln in der Stimme. Aber so, dass die Botschaft trotzdem ankommt: Längsschnitt und Halbieren geht bei einer Weißwurst überhaupt gar nicht.

Die Metzgereifachverkäuferin Magdalena Heimann hat einen Titel erworben, der im Entstehungsland der Weißwurst erst einmal gewonnen sein will. Die junge Frau aus Bruck (Landkreis Ebersberg) darf sich seit gut zwei Wochen bayerische Weißwurstkönigin nennen - Königin Lena I. Gekrönt wurde sie Ende Oktober im niederbayerischen Bodenmais, unweit des selbsternannten Mittelpunkts der Weißwurstwelt in Zwiesel. Dort, wo eine aufgespießte Brühwurst den Freistaat Bayern ab dem 49. Breitengrad nordwärts von Restdeutschland trennt.

Es muss ein ziemlich skurriler Fleck Erde sein, wenn jedes Jahr Kandidatinnen aus ganz Bayern zum Finale herkommen. Es geht dann um eine goldene Krone und ein Zepter mit einer Weißwurst oben drauf. In diesem Wettbewerb hat sich die 20-Jährige gegen insgesamt 55 Mitbewerberinnen durchgesetzt. Sie und sechs weitere junge Frauen waren nun zum Finale nach Bodenmais eingeladen.

Ein Gstanzl musste sie singen, Fachfragen zur Protagonistin, der Weißwurst, beantworten (Alter, Erfinder, Zutaten) und eine Weißwurst mit verbundenen Augen enthäuten. Heimann überzeugte die Jury offenbar stärker als die zweite Metzgereifachverkäuferin im Finale, die 29-jährige Daniela Augustin aus Kühbach in Schwaben, sie landete knapp hinter Heimann auf Platz zwei. Die Lokalpresse fasste es so zusammen: "Die neue Regentin dankte für das Vertrauen und konnte ihr Glück noch gar nicht fassen."

An diesem Nachmittag in Glonn hat Magdalena Heimann die Fassung längst gefunden. Sie ist gerade mit ihrer Schicht fertig und hängt die Schürze an die Wand. Hier in Glonn ist eine von drei Filialen ihrer Familie, dort arbeitet sie als Metzgereifachverkäuferin. "Ein schöner Beruf", sagt sie. Metzgereifachverkäuferin heißt nicht Metzgerin, mit Blut hat ihre Aufgabe wenig zu tun. Eher mit Herzblut. Trotzdem sei es immer schwieriger, Azubis zu finden, sagt sie: "In meinem Alter gehen viele lieber studieren statt hinzulangen."

Und wie trennt man die Wurst nun von der Haut?

Mit der Krone liegt nun eine staatstragende Last auf ihren Schultern. Oder? "Für unseren Betrieb ist dieser Titel vor allem was Schönes", sagt sie. Seit in Glonn Lena I. hinter der Theke steht, verkaufen sie dort deutlich mehr Weißwürste als vorher. Sie wollen ein Weißwurst-Fest vor der Metzgerei feiern, und überhaupt: Wer eine Königin in der Familie hat, von dem können die Weißwürste so schlecht nicht sein. "Fluffig locker", muss sie sein, sagt Heimann, mit frischer Petersilie "und einem Hauch von Zitrone".

So was lernt, wer in einer Metzgerei-Familie aufwächst. Nun werden Tage kommen, da steht Heimann nicht im Laden, sondern eröffnet irgendwo Messen oder Volksfeste oder Werbeveranstaltungen, die ersten Termine stehen fest. Heimanns Vorgängerin Ramona Nadler aus Münchsmünster (Kreis Pfaffenhofen) war 28, als sie 2017 den Thron in Zwiesel bestieg, Heimann ist acht Jahre jünger, sagt aber: "Ich krieg das hin, wär' ja noch schöner."

Lena I. ist die sechste Weißwurstkönigin. Ihre Vorgängerin hatte vergangenes Jahr die zweifelhafte Ehre, Stargast bei einer Veranstaltung in Hohenlinden zu sein, bei der eine Bäckereikette erstmals einen Weißwurst-Hotdog präsentierte. Auch das kann einer bayerischen Brühwurst-Monarchin blühen. Weißwurst mit Salatblatt in der Semmel, statt mit Laugenbreze und Senf auf dem Teller. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Heimann sagt dazu lieber mal nichts. "Um Gottes Willen" denkt sie sich höchstens.

Sollen sie ihre Weißwurst servieren, wie sie wollen. Viel entscheidender, sagt Magdalena Heimann, sei die Gangart bei der Befreiung der Wurst von ihrer Haut. Zuzeln, wie es Traditionalisten nach wie vor praktizieren? Oder ein Kreuzschnitt (dabei wird die Wurst seitlich angestochen, diagonal angeschnitten und dann mit der Gabel aus der Haut gedreht)? Heimann hat ihren ganz eigenen Stil. Sie macht es an einer Weißwurst vor: ein Stich vorne, ein einfacher Seitenschnitt. So wird die Wurst Scheibe für Scheibe verspeist. "So bleibt der Rest der Wurst warm", sagt sie.

Und so wird es bald hinaus gehen, von Wildenholzen, diesem winzigen Ort zwischen Bruck und Glonn, in die weite Weißwurstwelt. "Lena I., die künftige Regentin, zählte ihre Reiselust (...) zu den Steckenpferden", analysierte die Lokalzeitung in Niederbayern treffenderweise. "Die Unternehmungen mit ihrem Freundeskreis" zählt das Blatt allerdings auch dazu. Daheim im Landkreis Ebersberg, wo es mit dem Fahrrad drei Minuten zur Metzgerei dauert.

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