Bluttat in Franken"Es herrscht noch Schockstarre"

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Noch immer ist das Entsetzen im Markt Weisendorf groß. Am Freitag hatte dort mutmaßlich ein 17-Jähriger seine Schwester getötet und seine Mutter schwer verletzt.
Noch immer ist das Entsetzen im Markt Weisendorf groß. Am Freitag hatte dort mutmaßlich ein 17-Jähriger seine Schwester getötet und seine Mutter schwer verletzt. (Foto: Daniel Löb/dpa)

Ein 17-Jähriger soll im mittelfränkischen Weisendorf seine Schwester getötet und die Mutter verletzt haben. Was war sein Motiv? Während der Ort rätselt, schweigt der Tatverdächtige weiter.

Von Max Weinhold

Es ist diese eine Frage, die sich alle stellen: Warum? Warum hat ein 17-Jähriger - darauf deutet jedenfalls laut Polizei und Staatsanwaltschaft alles hin - am vergangenen Freitag, dem Dreikönigstag, seine 14-jährige Schwester im mittelfränkischen Weisendorf (Landkreis Erlangen-Höchstadt) getötet?

Die Ermittelnden stellen sich diese Frage, sie suchen nach einem Motiv. Und die Menschen vor Ort stellen sich diese Frage auch. Karl-Heinz Hertlein (CSU), der Bürgermeister des Marktes mit knapp 7000 Einwohnern, spricht von "der Unergründbarkeit", die dem Geschehenen innewohnt: "Es folgt keiner Logik, keiner Rationalität und keinem normalen Handeln." Johannes Saffer, Pfarrer im katholischen Pfarramt St. Josef in Weisendorf, sagt, der Glaube könne den Trauernden Halt geben. Er sagt aber auch: "Der Glaube gibt keine Antwort auf die Frage: Warum? Die bleibt stehen."

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Auch deshalb, weil der Beschuldigte laut Staatsanwaltschaft schweigt. Zum Tathergang, zu seinem Motiv. Er sitzt zurzeit in einem Untersuchungsgefängnis. Noch am Samstag, einen Tag nach der Tat, erging ein Haftbefehl wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung.

Nun befragen die Ermittelnden das private Umfeld der Familie. Was sie bisher wissen: Am Freitagmorgen hörten Zeugen in Weisendorf Schreie und verständigten die Polizei. Als diese eintraf, fanden sie im Haus der Familie das tote Mädchen und seine schwer verletzte Mutter, 41. Diese schwebte nicht in Lebensgefahr. Wenig später nahmen Polizisten den Bruder des Mädchens in der Nähe fest. Die Obduktion am Montag ergab, dass die 14-Jährige mit mehreren Stichen in Kopf und Oberkörper getötet wurde.

Der Beschuldigte schweigt weiterhin

Auch, weil der Beschuldigte nichts zu den Vorwürfen sagt, lässt sich der Ablauf der Tat für die Ermittelnden noch nicht vollends rekonstruieren. "Polizei und Staatsanwaltschaft werden jetzt im Umfeld ermitteln und versuchen, sowohl den Tathergang als auch das Motiv aufzuklären", sagt Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke von der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth.

Bis auf Weiteres versuchen die Menschen in Weisendorf, sich trotz des Schreckens in ihrem Alltag zurechtzufinden, sagen Bürgermeister und Pfarrer. In der katholischen Kirche fand eine ökumenische Andacht statt, an der Grundschule, auf die sowohl Schwester als auch Bruder einst gingen, war ein Kriseninterventionsteam vor Ort. Sowohl Kirche als auch Schule bieten weiterhin die Möglichkeit zum Gespräch an. Bisher wurde davon mäßig Gebrauch gemacht. Vielleicht liegt das aber auch einfach daran, dass es noch dauert, bis die Menschen in Weisendorf verstehen, was geschehen ist.

"Es herrscht noch Schockstarre", sagt Pfarrer Saffer, er macht lange Pausen zwischen den Sätzen. "Man weiß nicht, was man sagen soll."

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