Weihnachten:Ihr Christkinder kommet

Weihnachten: Ein Phänomen macht Schule: Kürzlich trafen sich Christkinder aus der Metropolregion Nürnberg zu einem "Christkind-Symposium".

Ein Phänomen macht Schule: Kürzlich trafen sich Christkinder aus der Metropolregion Nürnberg zu einem "Christkind-Symposium".

(Foto: Metropolregion Nürnberg)

In Franken ist ein junger Brauch schon Tradition geworden

Es wirkt wie ein alter fränkischer Brauch, ist aber ein eher junges Phänomen: Wenn die Adventszeit naht, verkleiden sich Mädchen in vielen Gemeinden Nordbayerns als Christkind. Dessen Aufgabe ist es dann, den Weihnachtsmarkt mit einem Gedicht zu eröffnen und in der Adventszeit Kindergärten und Seniorenheime zu besuchen. Die Geschäftsstelle der Metropolregion Nürnberg schätzt, dass es in den 23 Landkreise und elf kreisfreien Städten, die zu ihrem Gebiet gehören, mindestens 200 Christkinder gibt. In Langenzenn bei Fürth beispielsweise gibt es die Tradition seit 1974.

Nicht alle Kommunen haben bei der Christkind-Auswahl so hohe Hürden wie Nürnberg, wo Kandidatinnen mindestens 16 Jahre alt und 1,60 Meter groß sein müssen, einen mehrstufigen Bewerbungsprozess durchlaufen und anschließend von einer Kostümbildnerin eingekleidet werden. In kleinen Gemeinden wie Mehlmeisel im Landkreis Bayreuth schreitet schon mal eine Zehnjährige zur Weihnachtsmarkteröffnung, die ihr Kommunionkleid zur Christkindrobe umfunktioniert hat.

Dass sich junge Frauen überhaupt mit goldenem Gewand und blonden Locken als himmlische Gabenbringer verkleiden und als "Botschafterin für die Weihnachtsmärkte" fungieren, wie es in Nürnberg heißt, ist eine Erfindung aus der NS-Zeit. Es war im Jahr 1933, als der damalige NSDAP-Oberbürgermeister Willy Liebel erstmals eine Eröffnungszeremonie mit dem Christkind in Mädchengestalt inszenieren ließ. Die Rolle wurde von einer Schauspielerin des Nürnberger Stadttheaters übernommen, der Eröffnungstext war stark völkisch geprägt. Die Nationalsozialisten werteten den Auftritt als "Symbol der neuen Zeit".

Die Nürnberger Nachrichten haben einmal analysiert, das Christkind sei eigentlich dreimal geboren worden: "Als NS-Propaganda erfunden, nach dem Krieg modernisiert, heute begehrt wie nie." Denn 1948 wurde die Eröffnungs-Zeremonie einfach wieder aufgenommen, allerdings mit geändertem Text. 1969 wurde dann das Auswahlverfahren geboren. Seitdem übernimmt eine Schülerin die Rolle ehrenamtlich, seitdem habe das Christkind Zeit für weitere Auftritte und Repräsentationstermine gehabt. Heute ist es als Werbeträger für die "Weihnachtsstadt Nürnberg" sogar in den USA im Einsatz.

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