Weiden:Mann ertrinkt in Kanal - Staatsanwalt fordert hohe Haftstrafen

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Ein junger Mann fällt betrunken in einen Kanal. Drei Freunde beobachten den Sturz und greifen nicht ein - die Anklage plädiert für sechs, fünf und viereinhalb Jahre Gefängnis.

Im Weidener Flutkanal-Prozess hat der Staatsanwalt hohe Haftstrafen beantragt. Er wirft drei jungen Menschen aus Weiden und dem nahen Sulzbach-Rosenberg Aussetzung mit Todesfolge vor und fordert für sie sechs Jahre, fünf Jahre und viereinhalb Jahre Gefängnis. Sie hätten im vergangenen Jahr ihren 22 Jahre alten Freund im Flutkanal am Rande der Weidener Innenstadt ertrinken lassen, obwohl sie dem betrunkenen und unter Drogen stehenden jungen Mann das Leben hätten retten können. Stattdessen filmte eine Angeklagte das Geschehen teilweise mit dem Handy.

Dass die drei den Freund womöglich absichtlich sterben lassen wollten, hält der Staatsanwalt nicht für erwiesen. Der Anwalt der Eltern des Toten blieb als Nebenklagevertreter beim Vorwurf des Totschlags und forderte ebenfalls Haftstrafen, schlug aber kein Strafmaß vor.

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Der Staatsanwalt hätte sein Plädoyer schon einige Tagen zuvor gehalten und musste seinen Antrag nun wiederholen, weil die Strafkammer am Landgericht Weiden noch einmal in die Beweisaufnahme eingestiegen war. Daher hat bisher auch nur ein Verteidiger eines der Angeklagten plädiert. Er forderte für seinen Mandanten Freispruch. Die Plädoyers der übrigen Verteidiger werden für kommenden Freitag erwartet.

Jedoch ist es nach Angaben eines Gerichtssprechers auch möglich, dass die Kammer stattdessen ein weiteres Mal in die Beweisaufnahme einsteigt. Die Schlussphase des Prozesses war zuletzt von vielen Beweisanträgen der Verteidigung geprägt, welche vom Gericht aber überwiegend abgelehnt wurden.

Zuletzt zielten die Verteidiger unter anderem darauf ab, dass auf dem Handy des Opfers Bewegungsdaten vom Tag nach der fraglichen Nacht am Flutkanal gespeichert sind. Die Kammer wies auch das zurück, weil der Effekt bei der technischen Rekonstruktion des beschädigten Telefons entstanden sei.

© SZ vom 07.08.2021 / kpf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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