Wehrpflicht: Unterstützung für Guttenberg:Auch FJS hätte es so gemacht

Für seine Umbaupläne bei der Bundeswehr erhält Verteidigungsminister Guttenberg überraschend Unterstützung - auch von Strauß-Tochter Monika Hohlmeier. Um Ministerpräsident Seehofer wird es damit immer einsamer.

Mike Szymanski, Kulmbach

Sie ist an diesem Tag die wichtigste Verbündete von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg: Monika Hohlmeier. Die CSU-Europaabgeordnete und Tochter von Franz Josef Strauß hat das letzte Wort bei der Konferenz "Zukunft Bundeswehr", zu der die CSU-Frauen-Union am Samstag in die Stadthalle von Kulmbach eingeladen hatte.

Karl Theodor zu Guttenberg , CSU _ Verteidigungsminister

"Wenn unsere Partei solche Diskussionen nicht aushält, hätte ich wirklich Sorge um uns": Guttenberg bekommt großen Zuspruch bei seinem Auftritt in Kulmbach. 

(Foto: seyboldtpress.de)

Jetzt steht sie auf der Bühne neben Guttenberg und sagt: "Mein Vater hat die Bundeswehr als Antwort auf die Zeit damals geschaffen. Unser Verteidigungsminister versucht, Antworten für die heutige Zeit zu geben." Hohlmeier lässt durchblicken: Ihr Vater hätte es auch so gemacht wie Guttenberg. Und wenn es in der CSU ein unschlagbares Argument gibt, dann lautet es so: Strauß hätte genauso gehandelt.

Einer verliert: Seehofer

Es ist das erste Mal, dass die CSU in einem so großen Rahmen mit ihrer Basis über die Zukunft der Bundeswehr diskutiert. Alle 300 Plätze in der Stadthalle sind besetzt, und man darf es wohl als Coup der Frauen-Union betrachten, dass es ausgerechnet die CSU-Frauen sind, die diese Frage so offensiv angehen.

Parteichef Horst Seehofer hatte sich die Diskussion gewünscht. Er hatte gesagt, die CSU könne viel verlieren, wenn sie in dieser Frage Fehler mache.

Heute zeigt sich, wer hier viel verliert: Seehofer selbst. Es wird immer einsamer um den Parteichef. Guttenberg will den radikalen Umbau der Bundeswehr zu einer Freiwilligenarmee und dafür auch die Wehrpflicht aussetzen, was ihrer Abschaffung gleichkommt. Seehofer hält das für einen Fehler. Er nannte die Wehrpflicht schon einen Markenkern der CSU und erinnerte daran, dass Strauß den Dienst beim Bund mitbegründet hatte. Und Seehofer sprach sogar davon, die Wehrpflicht sei eine "Identitätsfrage" für die Union.

Nun hat Monika Hohlmeier mit ein paar Worten zurechtgerückt, dass Guttenberg der CSU keinesfalls die Identität nimmt, wenn er die Truppe modernisiert. "Ich halte sein Konzept für richtig", sagt Hohlmeier später im Foyer. Der Feind stehe doch längst nicht mehr an den Grenzen Bayerns.

Viele denken hier so. Gretl Stübiger, zum Beispiel. Sie ist 70. Ihr Sohn war bei den Fallschirmspringern. "Das hat ihm schon gutgetan", sagt sie. Aber muss das heute noch sein? "Ich könnte mir eine Berufsarmee gut vorstellen", räumt sie ein. Auch Else Richter, 64, die neben ihr steht, würde einem Ende der Wehrpflicht nicht nachtrauern. "Es gibt ja schon so viele Verweigerer."

Empfangen wie ein Sieger

Die Frauen sind sich noch in einem anderen Punkt sehr einig: "Ein Markenkern ist die Wehrpflicht für die Partei nicht", sagen sie. Auch Angelika Niebler, Chefin der Frauen-Union, hat sich umgehört und sagt nun: "Es gibt viel Unterstützung für ein Freiwilligenmodell bei der Bundeswehr."

Die Partei ist in dieser Frage schon weiter als die Parteispitze. Das zeigt sich in Kulmbach. Guttenberg wird empfangen wie ein Sieger. Die Leute stehen für ihn schon auf, bevor er anfängt zu sprechen. In den vergangenen Tagen hatte sich abgezeichnet, dass er sich mit seiner Position in der Partei wohl durchsetzen wird.

Immer deutlichere Signale

Immer deutlicher wurden die Signale aus der Berliner Landesgruppe der CSU: "Die Aussetzung kommt", heißt es dort. Noch hat sich Seehofer nicht erklärt. Aber er hat auch aufgehört, Guttenbergs Plänen noch etwas entgegenzusetzen.

Jetzt ruft Guttenberg versöhnlich in den Saal, er sei "gottfroh", so kritische Stimmen in der Partei zu haben wie Seehofer oder Innenminister Joachim Herrmann, der auch an der Wehrpflicht festhalten will. "Wenn unsere Partei solche Diskussionen nicht aushält, hätte ich wirklich Sorge um uns", sagt Guttenberg. Er sei mit Seehofer "auf bestem Wege, einen Vorschlag zu machen, der trägt".

Fast eine Stunde wirbt Guttenberg für seine Position. Es ist eine Rede, die eine Zuhörerin später als "scharfsinnige Analyse" lobt. Es ist eine Rede, in der sich Guttenberg unangreifbar macht. Er erzählt, dass er selbst immer ein großer Anhänger der Wehrpflicht war. Doch seit er sich als Verteidigungsminister intensiver mit ihr beschäftigt habe, müsse er sein Bild korrigieren. "Böse Zungen sagen, wir haben eine Zivildienstpflicht mit der Möglichkeit des Wehrdienstes", sagt er etwa, weil nur noch 13 bis 16 Prozent eines Jahrgangs zur Bundeswehr gingen.

So arbeitet er die Argumente der Gegner ab. "Was wir mit der Wehrpflicht leisten, können wir mit weniger Berufs- und Zeitsoldaten besser leisten", sagt er. Sein letztes Argument lieferte ihm dann Monika Hohlmeier.

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