Mitten in Ramsau:Lange Leitung auf den Berg

Mitten in Ramsau: Das Kührointhaus dient der Bundespolizei als Trainingszentrum. Die geplante Erweiterung ist schon länger umstritten, die Erschließung mit allerlei Leitungen neuerdings auch.

Das Kührointhaus dient der Bundespolizei als Trainingszentrum. Die geplante Erweiterung ist schon länger umstritten, die Erschließung mit allerlei Leitungen neuerdings auch.

(Foto: Bundespolizei)

Die Gemeinde Ramsau will ein Almgebiet am Watzmann mit Wasser, Abwasser, Strom und Datenkabel erschließen. Doch der genaue Verlauf der Trasse ist umstritten, der Bund Naturschutz kündigt Klage an.

Glosse von Matthias Köpf, Ramsau bei Berchtesgaden

Alles fließe, soll Heraklit einst behauptet haben, aber eins hat er dabei verschwiegen: Ehe zum Beispiel Wasser, Abwasser, Strom und Daten richtig fließen, müssen oft erst einmal Fördergelder sprudeln. An der Blaueishütte am Hochkalter im Berchtesgadener Land zum Beispiel gibt seit gut zehn Jahren Strom und einen Kanalanschluss, weil der Staat das Verlegen der nötigen Leitungen vom Hintersee auf den Berg mit einigem Geld gefördert hat. Nur der Bau von Wasserleitungen wurde damals nicht bezuschusst, also gab es auch keine. Inzwischen aber erstattet der Freistaat aus seinem Berghüttenprogramm auch dafür 75 Prozent der Kosten, und so will die Gemeinde Ramsau nun die Wasserleitung nachlegen. So einfach kann das sein, aber es geht sogar noch einfacher.

Die Kührointalm am Watzmann nämlich möchte die Gemeinde gleich mit allen vier Sparten auf einmal erschließen, natürlich mit der aktuellen Dreiviertelförderung. Aber da ist sie sich mit dem Bund Naturschutz wieder nicht einig geworden. Dessen Kreisgruppe im Berchtesgadener Land hat über das Vorhaben von Anfang an mitberaten, ist aber nicht mit allen Forderungen durchgedrungen und hat deswegen nach eigenen Angaben nun Klage gegen den Genehmigungsbescheid des Landratsamts eingereicht.

Umstritten ist im Wesentlichen, ob die Leitungen unter der Forststraße eingegraben werden sollen, was der BN als einfacher und vor allem als landschaftsverträglicher ansieht, oder unter dem Wanderweg, was eine kürzere und nach Hoffnung der Gemeinde auch billigere und schneller zu verlegende Trasse ergeben würde, die überdies Auer-, Birk- und Haselhühner besser umgehe.

Die ganzen Leitungen müssen jedenfalls tief und frostsicher in den Berg, denn auf der Kührointalm ist auch im Winter Betrieb, speziell im Trainingszentrum der Bundespolizei. Dessen geplante Erweiterung will wiederum die Verwaltung des Nationalparks Berchtesgaden nicht hinnehmen, in dem sich all das abspielt. Die vier Leitungen dort auf die Alm könnten später Abzweigungen und Fortsetzungen bis zum Watzmannhaus bekommen, das vor ein paar Jahren auch schon nicht erweitert werden durfte, weil der BN geklagt hatte. Eine aufwendige Leitungstrasse dort ganz hinauf will der Verband erklärtermaßen auf keinen Fall hinnehmen. Eine Forststraße zum Eingraben gibt es aufs Watzmannhaus sowieso nicht.

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