Wartungsarbeiten am Main-Donau-Kanal:Frühjahrsputz an der Wasserstraße

Weil die Schleusen repariert werden müssen, ist der Main-Donau-Kanal für drei Wochen komplett gesperrt. Obwohl der Termin seit langem bekannt ist, kommt die Wartung für die Binnenschifffahrt zu einem ungünstigen Zeitpunkt.

Wolfgang Wittl

Welche Folgen so ein vermeintlich harmloser Unfall auf dem Seeweg haben kann, war am Abend des 23. Januar zu beobachten. Das Güterschiff Pontes - 80 Meter lang und mit einem Ladevermögen von fast 1300 Tonnen ausgestattet - fuhr an der Schleuse Eckersmühlen offenbar zu früh los und krachte in das erst zur Hälfte geöffnete Tor. Obwohl die Reparatur kürzer dauerte als befürchtet, war der Verkehr auf dem Main-Donau-Kanal für sechs Tage lahmgelegt. 35 Schiffe saßen fest, bis das 40 Tonnen schwere Schleusentor ausgewechselt war.

Wieder zeigte sich: Der Kanal zwischen Main und Donau ist ein Nadelöhr. Wenn nur eine der 60 Schleusen und Brücken blockiert ist, geht nichts mehr auf dem Verbindungsweg zwischen Nordsee und Schwarzem Meer. Der Schaden für die Speditionsunternehmen ist dann beträchtlich: Bis zu 3000 Euro am Tag kostet ein still liegendes Schiff.

Seit Dienstag ist der Main-Donau-Kanal sogar für drei Wochen gesperrt - auf den gesamten 170 Kilometern zwischen Bamberg und Kelheim wird punktuell gearbeitet. Nur diesmal sei die Transportwirtschaft vorbereitet gewesen, sagt Marko Ruszczynski vom Wasser- und Schifffahrtsamt Nürnberg: Die Binnenschifffahrt ist seit Monaten informiert, die Arbeiten gehören zur jährlichen Routine-Untersuchung aller deutschen Wasserwege.

So gründlich wie jetzt ist der Main-Donau-Kanal jedoch schon lange nicht mehr hergerichtet worden: 270 Techniker, Ingenieure und Fachkräfte der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung sind im Einsatz, darüber hinaus 50 Fremdfirmen mit weiteren 250 Mitarbeitern. Die Kosten sind mit zehn Millionen Euro veranschlagt, bis 1. Mai soll die Instandsetzung abgeschlossen sein.

Alle sechs Jahre müssen sämtliche Schleusen und Brücken trockengelegt werden, damit sie auf ihren Zustand überprüft werden können. Obwohl der Termin für die Wartungsarbeiten seit zwei Jahren bekannt ist, kommt er für den Schifffahrtsverkehr zum ungünstigen Zeitpunkt. Denn die Flüsse führten derzeit ausreichend Wasser, sagt Jürgen Schillinger vom Wasser und Schifffahrtsamt Regensburg, die Transportbedingungen wären nahezu ideal.

Davon konnte im vergangenen Jahr keine Rede sein. An 270 Tagen unterschritt die Donau allein auf dem Teilstück zwischen Straubing und Vilshofen den normalen Wasserstand. Es folgte der kalte Winter mit Eissperren und Hochwasser, der die Schiffe zu einer monatelangen Pause zwang.

Die Zahlen des Regensburger Hafens bestätigen das: Zwar steigerte das staatliche Unternehmen im vergangenen Jahr seinen Gesamtumsatz, der Anteil der Schiffe jedoch sackte um neun Prozent ab. Ein Schubschiff kann mit bis zu 4000 Tonnen ungefähr so viel Ladung befördern wie 150 Lastwagen. Liegt es ungenutzt vor Anker, trifft es den Spediteur ungleich härter als die Kollegen auf der Straße.

Hinzu kommt, dass die Zweifel der Auftraggeber in die Zuverlässigkeit des Transportmittels wachsen. Die schwarze Schifffahrt, wie der Güterverkehr auch genannt wird, hat ein schwarzes Jahr hinter sich - ganz im Gegensatz zur Personenschifffahrt, die 2011 um 22 Prozent zulegte. Fast 110 000 Passagiere kreuzten nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtsamtes auf dem Main-Donau-Kanal, Tendenz weiterhin steigend. Für die Stadt Nürnberg Grund genug, einen Hafen für bis zu zehn Fahrgastkabinenschiffe anzulegen.

Um dem Personenverkehr nicht zu schaden, finden die Wartungsarbeiten im Main-Donau-Kanal stets vor Mai oder nach September statt. Für den Güterverkehr bieten sich in der dreiwöchigen Pause zwei Möglichkeiten: Entweder die Schiffe werden in anderen Gebieten eingesetzt - oder sie werden ebenfalls gewartet. Dass eine Reederei von den Instandhaltungsarbeiten am Kanal überrascht wird, kommt nur noch selten vor. Der Termin wird mit Verbänden abgesprochen und ist im Internet einsehbar.

Mit fünf Schleusen und zwei Kanaltrogbrücken werden dieses Jahr mehr Bauwerke als je zuvor am Main-Donau-Kanal trockengelegt. Daher dauern die Arbeiten auch einige Tage länger als sonst. "Wir arbeiten ohne zeitlichen Puffer", sagt Marko Ruszczynski. Seit einem Jahr plant das Wasser- und Schifffahrtsamt Nürnberg dieses logistische Großprojekt, damit ein Rad ins nächste greift.

Die größten Baustellen befinden sich an den Kanaltrogbrücken Rednitztal und Zenn sowie an der Schleuse Eibach, an der das 130 Tonnen schwere Tor erneuert wird. An der Schleuse Eckersmühlen wurde der Großteil der Arbeit bereits im Januar erledigt, sagt Ruszczynski. Hier müsse lediglich noch ein bisschen Beton verteilt werden.

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