Wandern mit Kindern:Auf grünen Buckeln und steilen Graten

Lesezeit: 2 min

Die Tutzinger Hütte liegt in einem Kessel unterhalb der Benediktenwand-Nordseite. Sie gilt als eine von 99 besonders kinderfreundlichen Berghütten. (Foto: Sepp Auer/DAV)

Ein Tag oder eine ganze Woche, mit kleinen oder mit großen Kindern: Hüttenwanderungen sind beliebt wie nie - auch bei Familien. Fünf Tourenvorschläge für einmalige Erlebnisse rund um München.

Von Christina Warta

Wer will schon abends im Stau oder in einem überfüllten Zug stehen, wenn er auch gemütlich auf der Berghütte sitzen und Brotzeit machen kann? Hüttenwanderungen sind beliebt wie nie - auch bei Familien mit Kindern. Fünf Tourenvorschläge, die nicht weit von München entfernt sind und für unvergleichliche Erlebnisse sorgen.

Auf die Sonntraten

Eine einfache, etwa zweistündige Bergtour auf den höchsten Punkt eines südseitigen Bergrückens (1068 Meter) mit wunderschönem Ausblick Richtung Isarwinkel und Karwendel, die auch von Familien mit Vorschulkindern begangen werden kann. Eine Einkehrmöglichkeit ist nicht vorhanden, dafür aber schöne Wiesen fürs Picknick. Start und Ziel ist der Wanderparkplatz Grundnern in der Nähe von Gaißach bei Bad Tölz (Beschilderung "Draxl-Lift"). Von dort geht es nach Osten, dann folgt man dem Schild "Sonntraten Fußweg".

Klettersteige
:Reiz mit Rückversicherung

Die Kraxelei ist spannend, der Ausblick meist spektakulär: Klettersteige sind populär wie nie. Doch immer wieder werden die Anforderungen unterschätzt - und das kann tödlich enden.

Von Christina Warta

Eine beliebte Tagestour von Oberammergau aus, die aber wegen einiger drahtseilgesicherter Passagen und einfacher Kletterstellen Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordert. Laut DAV ist die Wanderung über Zahn, Sonnenberg und Pürschling für bergerfahrene, trittsichere Jugendliche ab zwölf Jahren geeignet. Von der Kolbenbahn-Talstation in Oberammergau geht es zur Kolbenalm und weiter Richtung Pürschling.

Klettersteig in Reit im Winkl
:Hängepartie über dem Hausbach

Der Hausbachfall im bayerischen Reit im Winkl ist der erste vom TÜV geprüfte Klettersteig Deutschlands. Trotzdem kommt es immer wieder zu brenzligen Situationen: Denn es fehlen ein Notausstieg und Felsgriffe.

Von Isabel Meixner

Ein kurzer Abstecher ist es zum Gipfel des Sonnenbergs (1622 Meter). Der Abstieg erfolgt auf der Aufstiegsroute, dann weiter nach Westen teils am Drahtseil entlang. Es geht bergab, anschließend wieder bergan zum Gipfelfelsen des Pürschlings (1566 Meter). Wer die Gratüberschreitung hinter sich gebracht hat, kann sich mit einer Einkehr im Pürschlinghaus belohnen. Von dort geht es nach Osten über den Kolbensattel zum Ausgangspunkt zurück. Auf der rund fünfstündigen Bergtour sind 900 Höhenmeter im Auf- und Abstieg zu bewältigen.

Eine Genusswandertour durch die Bayerischen Voralpen zwischen Schliersee, Spitzingsee und Tegernsee, die für eine Familie mit bergerfahrenen Kindern geeignet ist. Am ersten Tag geht es vom Startpunkt, der Haltestelle am Spitzingsattel, zur Schönfeldhütte auf 1410 Meter und weiter auf den Jägerkampgipfel (1746 Meter). Auf der Schönfeldhütte wird auch übernachtet. Am zweiten Tag wandert man weiter zum Taubensteinhaus und über den Miesingsattel, durch die Kümpfelscharte zum Rotwandhaus und auf den Rotwandgipfel (1884 Meter). Übernachtet wird auf der Albert-Link-Hütte (1053 Meter). Am dritten Tag geht es zum Spitzingsee und der Unteren Firstalm, auf die Bodenschneid (1667 Meter) und von dort hinab nach Enterrottach.

Schliersee, Spitzingsee, Tegernsee (im Bild): Das Idyll des bayerischen Voralpenlandes wird kaum schöner. (Foto: Johannes Simon)

Diese Wochenendtour führt auf den Hausberg der Münchner: das Brauneck. Abgesehen vom etwas vertrackten Benediktenwandgipfel ist die Tour laut DAV für Kinder ab zehn Jahren geeignet. Man sollte aber trittsicher sein. Am ersten Tag geht es mit der Seilbahn zum Brauneck-Gipfelhaus, von dort weiter nach Westen Richtung Tutzinger Hütte, wo auch übernachtet wird. Am nächsten Tag steigt man Richtung Kochel am See und Rabenkopf, Gipfelsammler können noch auf die Benediktenwand (1801 Meter) steigen.

Die Tutzinger Hütte liegt in einem Kessel unterhalb der Benediktenwand-Nordseite. Sie gilt als eine von 99 besonders kinderfreundlichen Berghütten. (Foto: Sepp Auer/DAV)

Der Abstieg durch die Glaswandscharte ist der steilste der Wanderung: über teils etwas felsiges Gelände gute 200 Höhenmeter bergab. Man wendet sich Richtung Pessenbach, wo die Wanderung endet, und bekommt vorher noch die Möglichkeit, in der Orterer Alm einzukehren.

Vier Tage lang wandert man ganz nahe an den schroffen Steilwänden des Kaisergebirges entlang. Die Tour wird vom DAV als mittelschwer eingestuft und ist für bergerfahrene Jugendliche ab zwölf Jahren geeignet. Von Ebbs geht es am ersten Tag zur Vorderkaiserfeldenhütte (1388 Meter), wo übernachtet wird. Wer mag, kann einen Abstecher zur Naunspitze (1633 Meter) machen. Am zweiten Tag kann man sich entweder für die einfache Variante über den Höhenweg 811 oder die anspruchsvollere Gipfelwanderung über Einser- (1924 Meter), Zwölferkogel (1912 m) und Elferkogel (1916 m) zur Pyramidenspitze (1997 m) entscheiden.

"Wilder Kaiser" im Hintergrund: Die Bilder entlang der Kaisertour bleiben im Gedächtnis. (Foto: Getty Images)

Nach der Übernachtung im Stripsenjochhaus wandert man am dritten Tag weiter über Hinterbärenbad und Gamskogel (1449 Meter) zum Weinbergerhaus, wo man die Nacht verbringt. Wer es am vierten Tag gemütlich haben will, steigt über die Walleralm zur Steinernen Stiege ab. Wer noch nicht genug hat, kann über den Widauersteig (Klettersteigausrüstung erforderlich!) auf den Scheffauer (2111 Meter) steigen und von dort hinunter zur Steinernen Stiege.

Tourdetails unter www.alpenvereinaktiv.com und www.huettentrekking.de.

© SZ vom 11.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: