Polizei in Bayern:Erneut Attacke auf türkisches Geschäft in Waldkraiburg

Anschlagsserie in Waldkraiburg

In der Nacht wurden die Fensterscheiben dieses türkischen Imbiss eingeschlagen und ein Eimer mit einer übelriechenden Substanz in das Geschäft geworfen.

(Foto: Matthias Balk/dpa)

Seit Wochen greifen dort Unbekannte Läden türkischer Inhaber an - zuletzt wurden sechs Personen bei einem Brandanschlag verletzt. Die Hinweise auf einen extremistischen Hintergrund scheinen sich zu verdichten.

Nach dem möglicherweise extremistischen Brandanschlag auf ein türkisches Lebensmittelgeschäft hat es im oberbayerischen Waldkraiburg eine weitere Attacke auf einen türkischen Imbiss gegeben. Es werde ein Zusammenhang mit dem Anschlag in der Nacht zum 27. April gesehen, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd.

Man nehme die Vorfälle "sehr, sehr ernst", wie Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mitteilte. "Wir messen dem Geschehen eine sehr hohe Bedeutung bei." Bei dem neuen Fall in der Nacht zum Mittwoch handelt es sich der Polizei zufolge um eine Sachbeschädigung. Zunächst hatte die Bild darüber berichtet, dass die Scheiben des Döner-Ladens mit Steinen beschädigt wurden. "Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren", sagte ein Polizeisprecher. "Zu Motiven oder Hintergrund kann man noch nicht mehr sagen."

Anwohner hatten in der Nacht gegen 2.50 Uhr über Notruf die Polizei und mitgeteilt, dass bei dem benachbarten Imbiss eine Fensterscheibe eingeworfen wurde. Der Sachschaden blieb mit etwa 1000 Euro eher gering.

Bei dem Brandanschlag auf den Lebensmittelladen im April waren sechs Menschen verletzt worden. Die Flammen zerstörten nicht nur das Lebensmittelgeschäft, in den Häusern der Nachbarschaft gab es durch den Rauch ebenfalls Schäden. Die Schadenssumme geht in den Millionenbereich.

Die Ermittler prüfen auch einen Zusammenhang mit zwei anderen Taten in Waldkraiburg im April. Dabei waren bei einem Friseursalon und bei einer Gaststätte Fensterscheiben eingeworfen worden. Beide Läden werden ebenfalls von türkischstämmigen Inhabern betrieben.

Die Kripo hat eine Sonderkommission "Prager" aus 25 Beamten gegründet. Da ein extremistischer Tathintergrund nicht ausgeschlossen wird, hat die Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus bei der Münchner Generalstaatsanwaltschaft die Untersuchung des Falls übernommen. Die Ermittler suchen nun dringend nach Zeugen für die Taten. Zudem wurde eine Belohnung von 3000 Euro ausgesetzt. "Alle Wahrnehmungen - auch wenn sie für den Einzelnen noch so unbedeutend erscheinen möchten - können für die Soko von großer Bedeutung sein", hieß es schon am Dienstag in einer Mitteilung. Nach Angaben vom Mittwoch gingen diverse Hinweise ein, die nun überprüft würden.

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