Süddeutsche Zeitung

Wahlkampfplakat von Ude:Ist das echt, @BayernSPD?

Christian Ude hält Wort, wortwörtlich. Der SPD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl entgeistert mit einem neuen Wahlplakat - und sorgt zugleich für Parodien. Fragwürdige Wahlkampagnen gehören bei der bayerischen SPD offenbar zur Tradition.

Von Frank Müller

Rätselfreunde kennen die kleinen Bilderscherze, die man Rebus nennt: Eine Sonne ist auf ihnen beispielsweise zu sehen, dann ein "N" und schließlich zehn Euro. Klingelt's? "Sonnenschein" ist die Antwort, ganz genau. A propos genau: Hier ein Rätsel für Fortgeschrittene: Ein vertrauenswürdig aussehender Mann hält zwischen seinen Händen vier Buchstaben, die zusammen den Schriftzug "Wort" ergeben. Na? Keine Ahnung? Gut, Sie haben recht, das ist schwer.

Deswegen ist es auch sehr freundlich, dass die Bayern-SPD, die sich stets als Anwalt aller Benachteiligten versteht, die Antwort sicherheitshalber gleich mitliefert: "Ein Ministerpräsident, der Wort hält", steht über dem Bild, auf dem Christian Ude das Wort "Wort" hält.

"Wort halten" und "Wort halten", haben Sie's verstanden? So weit so gut. Sicherheitshalber sollte man, gerade auch nach der großen SZ-Umfrage vom Wochenende, vielleicht eher von "Ministerpräsidentenkandidat" sprechen, andererseits zeichnen sich große Rätsellöser ja immer auch durch viel Phantasie aus.

So wie auch Christian Udes Werbeagentur, die mit ihrem Bild zumindest eines schon erreicht hat: Es bietet Gesprächsstoff, so wie es in den jüngsten Wahlkämpfen nur SPD-Kandidat Ludwig Wörner vermochte mit seiner legendären Serie "Wörner macht Arbeit", "Wörner macht heiß" bis hin zu "Wörner macht Frühstück".

Auch SPD-Mann Roland Fischer fiel auf, als er einen Dübel plakatierte (Kapiert? Fischer! Einen D-ü-b-e-l!), dazu den Text: "Hält, was er verspricht." Man sieht, der Kandidat, der etwas hält, ist nicht völlig neu als Motiv.

Im Internet löste Udes neues Plakat schon rege Debatten aus. "Das ist nicht echt?!", twitterte Grünen-Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke entgeistert. Andere fanden's durchaus lustig. Und auch die erste digitale Verfremdung kursiert online schon: Ude, wie er sein Wort bricht. Solche Spielereien freilich, virales Marketing genannt, sind bei solchen Kampagnen durchaus einkalkuliert. Und so warten wir nun auf Ude, der die Partei mitzieht. Und auf Ude, der durchstartet.

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