Wahlkampf-Nachhilfe für Christian Ude:Kein schöner Land

Knalliger Lippenstift, hochhackige Schuhe, resolut im Auftreten: So hat die Sozialdemokratin Gabi Burgstaller im Bundesland Salzburg die Konservativen geschlagen. Jetzt gibt sie Bayerns SPD-Spitzenkandidat Christian Ude Wahlkampf-Nachhilfe.

Mike Szymanski

Mit einer Frau wie Gabi Burgstaller muss man erstmal mithalten können. "Oberbürgermeister, wo bischt", ruft die Salzburger Landeshauptfrau. Die 49-Jährige steht auf der Brücke über der Salzach, die Laufen auf bayerischer Seite und Oberndorf in Österreich verbindet, und schaut sich suchend um. Sie gibt heute das Tempo vor, Münchens Oberbürgermeister Christian Ude ist das nur recht. Sie weiß, wo es langgeht. Sie weiß auch, wie man das Unmögliche schafft, wie er sagt. Ude nennt die Frau sein "leuchtendes politisches Vorbild".

Wahlkampf-Nachhilfe für Christian Ude: "Wir haben uns angewöhnt, von den Österreichern abzugucken, was man abgucken kann": Christian Ude (2. von links) zu Besuch bei Laufens dritter Bürgermeisterin Brigitte Rudholzer (links), die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und Oberndorfs Bürgermeister Peter Schröder.

"Wir haben uns angewöhnt, von den Österreichern abzugucken, was man abgucken kann": Christian Ude (2. von links) zu Besuch bei Laufens dritter Bürgermeisterin Brigitte Rudholzer (links), die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und Oberndorfs Bürgermeister Peter Schröder.

(Foto: SPÖ/Wild)

Es ist der zweite und letzte Tag von Udes Landpartie, einer Wahlkampfreise durch Oberbayern ein Jahr vor der Landtagswahl. Den Spitzenkandidaten der Bayern-SPD hat es heute bis an die Grenze des Freistaates geführt - und darüber hinaus. Er will von den österreichischen Nachbarn lernen, wie man in Jahrzehnten nahezu betonierte Machtverhältnisse doch noch aufbricht. "Wir haben uns angewöhnt, von den Österreichern abzugucken, was man abgucken kann", sagt Ude.

Und Burgstaller, die österreichische Sozialdemokratin, hat die konservative ÖVP nach Jahrzehnten an der Spitze des Landes vertrieben. Sie hat nichts dagegen, sich als Salzburger Ministerpräsidentin bezeichnen zu lassen, auch wenn ihr kleines Bundesland nur 500.000 Einwohner hat.

Überhaupt macht diese Frau Eindruck: knalliger Lippenstift, hochhackige Schuhe, temperamentvoll und resolut im Auftreten. Jetzt stehen sie gemeinsam am Stille-Nacht-Platz in Oberndorf auf einem mit Geranien behangenen Balkon und winken für die Fotografen, von denen eine schnippisch ruft: "Gut. Hochzeitsfoto im Kasten."

Burgstaller macht Ude Mut für sein Projekt Machtwechsel in Bayern. "Ich bin schon lange einer großer Fan von dir", sagt sie beim Spaziergang. "Wenn es einer schafft, dann du." Bei ihr in Salzburg sei es auch kein einfacher Weg gewesen. Eine richtige Wechselstimmung habe es 2004, als sie die SPÖ zum Erfolg führte, auch nicht gegeben. "Aber eine Sehnsucht nach einer moderneren Politik", erzählt sie.

Die Wähler hätten es satt gehabt, dass die Konservativen stets mit "Mordsentourage" bei Terminen vorgefahren und doch ganz weit weg von den Leuten gewesen seien. "Die Wähler haben gemerkt, wir gehen anders mit der Macht um." Geholfen habe der SPÖ, dass sie anders als die SPD in Bayern zuvor Regierungsämter besetzte, die Bürger hätten gewusst, die SPÖ kann das, erzählt die Landeshauptfrau.

Ude ist ein geduldiger Zuhörer, von dieser Frau lässt er sich Ratschläge gerne gefallen. Und Burgstaller hat gleich eine ganze Liste: Ude brauche eine gut organisierte Partei und ein Team von Leuten an der Spitze, auf die er sich verlassen könne. Inwieweit seine Bayern-SPD diese Bedingungen erfüllt, wird sich im Wahlkampf zeigen.

Eine junge Mannschaft um Parteichef Florian Pronold hat in den vergangenen zwei Jahren die Partei komplett umgekrempelt. Bei Angriffen von außen versammeln sich die Funktionäre schützend um ihren Spitzenkandidaten - einen solchen Zusammenhalt, wie ihn Ude bereits im Vorwahlkampf erlebt, erfuhr der frühere Spitzenkandidat Franz Maget nie. Er hatte regelmäßig mit Sabotage-Akten zu kämpfen.

Burgstaller gewann Mehrheiten, indem sie Gemeinsamkeiten betonte und Willen zur Zusammenarbeit auch mit jenen bekundete, die der SPÖ traditionell nicht so nahestehen. Die Interessen der Bauern müsse man genauso im Blick haben wie die der Arbeitnehmer, findet die Sozialdemokratin. "Die Leute müssen das Gefühl haben, das ist einer von uns", sagt sie. Und noch einen Tipp hat sie: "Man wird nicht besser, wenn man andere schlecht macht."

Ude ist zufrieden, als er wieder in Österreich aufbricht. Die SPD hat die Salzburger Wahlkampfagentur gebucht, die Burgstallers Kampagne gemacht haben. Die österreichischen Werber sollen auch ihn nun zum Erfolg führen. Ude selbst kann an diesem Tag noch unter Beweis stellen, was er dazugelernt hat: Am Abend tritt er auf dem Karpfhamer-Fest in Niederbayern auf.

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