Wahlkampf der CSU:Haderthauers Pannenzentrale

Der Wahlkampf ist für die CSU bislang nicht gut gelaufen. Nun passiert ihr ausgerechnet in der Schlussoffensive ein peinlicher Patzer.

Kassian Stroh

Erst läuft's nicht rund, dann geht dem Reifen auch noch die Luft aus. Keine zündenden Themen, ein Spitzenduo ohne Durchschlagskraft - das beklagen viele CSU-Wahlkämpfer seit Wochen. Und jetzt bleibt, zu allem Unglück, auch noch die Schlussoffensive hängen.

Wahlkampf der CSU: Falsche Briefe an die richtigen Wähler: CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer spricht von einer "sehr ärgerlichen" Panne.

Falsche Briefe an die richtigen Wähler: CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer spricht von einer "sehr ärgerlichen" Panne.

(Foto: Foto: AP)

In diesen Tagen will die CSU-Parteizentrale alle Wähler anschreiben, doch der Auftakt ging am Samstag gründlich schief. In diversen Stimmkreisen bekamen Senioren einen Brief, unterschrieben von Ministerpräsident Günther Beckstein, in denen er ihnen Kandidaten ans Herz legte, die sie bei sich gar nicht wählen können: im Kreis Hof zum Beispiel die in Kulmbach kandidierende Gudrun Brendel-Fischer, in Weißenburg-Gunzenhausen den Donauwörther Abgeordneten Georg Schmid.

Am Sonntagabend schrieb der Hofer CSU-Abgeordnete Alexander König daher eine zornige Mail an seine Landtagskollegen und beklagte das "absolute Unvermögen" der Parteizentrale: Die hätten doch einen "Schlag". Vier Stunden später meldete sich der Weißenburger Kollege Gerhard Wägemann, ebenfalls per Mail, und nannte die falschen Briefe einen "Oberhammer".

Mittelfranken sollen Schwaben Schmid wählen

Dass bei ihm zu Hause Schmid als Kandidat empfohlen wird, ist besonders pikant. Mit den Menschen in Wägemanns Heimat liegt Schmid schwer über Kreuz, seit er die Sperrung der dortigen B 25 für den Lkw-Verkehr geißelte. Wegen "seiner unqualifizierten öffentlichen Kritik" habe der CSU-Fraktionschef vor Ort "derzeit alles andere als ein gutes Ansehen", schrieb Wägemann. "Die Reaktionen sind entsprechend." Außerdem könnte kein Mittelfranke den Schwaben Schmid überhaupt wählen.

Wer solche Organisatoren hat, braucht keine politischen Gegner mehr, stöhnt nun manch CSU-ler. Dabei setzt die CSU in der Schlussphase doch voll auf die Kampagnenfähigkeit der Zentrale. Im Parteivorstand soll es am Montag bereits leise Kritik an Christine Haderthauer, der verantwortlichen Generalsekretärin, gegeben haben.

Sie sprach von einer Panne der beauftragten Druckerei - "sehr ärgerlich", wenn auch nur ein paar Mal passiert. Betroffen ist übrigens auch Beckstein selbst. Im Brief an die Senioren seines eigenen Stimmkreises Nürnberg-Nord empfahl er als Kandidaten Hermann Imhof. Der aber tritt in Nürnberg-Ost an. Immerhin für die CSU, was für ein Glück.

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