Wahlen:Warnung vor Cyber-Attacken

Verfassungsschutz weist Landtag und Abgeordnete auf Gefahr hin

Von Katja Riedel, Berlin

Das Landesamt für Verfassungsschutz warnt bayerische Politiker vor Hackerangriffen auf die Internetseiten von Parteien, Abgeordneten und Fraktionen. Das geht aus einem Brief hervor, den Verfassungsschutz-Chef Burkhard Körner an die Fraktionen im Landtag sowie den Direktor des Landtags, Peter Worm, geschickt hat. Darin informiert Körner über eine geplante Warnmeldung des Cyber-Allianz-Zentrums vor Angriffen auf die Internetauftritte von Parteien, Fraktionen, Abgeordneten und Kandidaten in Bayern. Mit Blick auf die Bundestagswahl, aber auch den bayerischen Wahlkampf 2018 sieht der Verfassungsschutzpräsident eine erhöhte Gefahr politisch motivierter Hackerangriffe. Zu den potenziellen Angreifern gehörten demnach sowohl Extremisten als auch ausländische Nachrichtendienste.

Die Gefahr durch Cyberangriffe und digitale Desinformationskampagnen sei groß, heißt es. Nach SZ-Informationen hat es zuletzt immer wieder auffällige Muster gegeben, die zunächst skurril erscheinen, hinter denen aber Strategien stecken, die auch in weniger harmlosen Zusammenhängen eingesetzt werden könnten. Auf der Seite eines SPD-Ortsverbandes leuchtete plötzlich ein Werbebanner für ein Potenzmittel samt Bestellmöglichkeit auf. Ein Ortverband der CDU hielt auf einmal einen Kinofilm zum Herunterladen bereit, den niemand aus der Partei dort eingestellt hatte. Offenbar fürchten die Cyber-Spezialisten, dass nach denselben Mustern auch andere Inhalte, etwa radikale, diffamierende Botschaften oder Desinformationskampagnen, lanciert werden könnten.

Zu den Techniken der Hacker gehören Defacement-Kampagnen, also Manipulationen von Websites, wie auf den Seiten der beiden Ortsverbände. Denkbar sei auch, dass politisch motivierte Hacker gefälschte Login-Masken auf angegriffenen Internetseiten platzieren. Parteimitglieder könnten dann per E-Mail einen Link zu einer solchen gefälschten Eingabemaske bekommen. Auch Suchmaschinen könnten plötzlich Inhalte anzeigen, die Politiker diffamieren oder diese in Zusammenhang mit extremistischen politischen Botschaften bringen. Hacker könnten die Bereiche von Webseiten verändern, die für die Trefferlisten in Suchmaschinen besonders ausschlaggebend sind.

Das Cyber-Abwehr-Zentrum gibt Warnmeldungen regelmäßig heraus - vor allem an die Wirtschaft. Der bayerische Verfassungsschutz hat sich zu diesem Schritt entschieden, weil es offenbar bereits Angriffe auf die Seiten politischer Parteien in Deutschland gab. Besonders Ortsverbände, die für die Pflege ihrer Internetauftritte wenig Zeit und Geld haben, seien anfällig, sagt Markus Schäfert, Sprecher des Verfassungsschutzes. Er empfiehlt allen, ihre eigene Webseite regelmäßig in Suchmaschinen einzugeben, um Manipulationen sofort beheben zu können.

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