Wahl zum CSU-Fraktionsvorsitz:In trauter Einigkeit

Trotz großen Unmuts hat die CSU-Fraktion Ex-Innenstaatssekretär Schmid zu ihrem neuen Chef gewählt - mit einem überraschend guten Ergebnis.

Die Landtags-CSU hat den bisherigen Innenstaatssekretär Georg Schmid mit überwältigender Mehrheit zum neuen Fraktionsvorsitzenden gewählt. Schmid erhielt trotz großen Unmuts einiger Abgeordneter 110 von 112 abgegebenen Stimmen - das sind 98 Prozent.

Georg Schmid, ddp

Georg Schmid ist erleichtert: Mit 98 Prozent hat die CSU-Landtagsfraktion den Schwaben zu ihrem Chef gewählt.

(Foto: Foto: ddp)

Schmid selbst wie auch Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) werteten das Ergebnis als exzellent. Eine Palastrevolte blieb auch bei der Wahl der Stellvertreter aus.

Neu als Fraktionsvize gewählt wurde mit 91,4 Prozent der frühere Kultusstaatsekretär Karl Freller. Einen Gegenkandidaten gab es trotz rebellischer Töne im Vorfeld nicht.

Beckstein hatte Schmid am Wochenende überraschend als Nachfolger von Joachim Herrmann vorgeschlagen, der neuer Innenminister wurde.

Dies hatte mehrere einflussreiche Abgeordnete verärgert, die das Gefühl hatten, Schmid werde ihnen vorgesetzt. "Ein sensationelles Ergebnis für Georg Schmid", sagte Beckstein nach der Abstimmung. "Das stärkt ihn."

Der 54 Jahre alte Schwabe selbst war nach der Abstimmung sichtlich erleichtert: "Das war das beste oder eines der besten Ergebnisse, das je ein Fraktionsvorsitzender bekommen hat." Schmid kündigte einen eigenständigen Kurs gegenüber der Staatsregierung an.

Die CSU-Fraktion sei nicht nur Frühwarnsystem. "Wir müssen auch Gestaltung zeigen." Schmid wäre eigentlich lieber Chef des Innenressorts geworden.

Am Vormittag hatte es noch Diskussionen um den Fraktionsvize gegeben. Der Agrarexperte Helmut Brunner und der Oberfranke Alexander König erwogen eine Gegenkandidatur gegen Ex-Staatssekretär Freller.

Grund war ebenfalls Unzufriedenheit mit Becksteins Kurs. Beide zogen aber zurück. Brunner nannte als einen Hauptgrund für seinen Verzicht: "Der Mensch Karl Freller".

Freller sei für ihn im Landtag "ein Freund, ein Helfer, immer offen, immer zuverlässig". Freller sagte nach seiner Wahl, er habe ein Wechselbad der Gefühle durchgemacht.

"Ich freue mich riesig." Die Neuwahl eines der vier Fraktionsvizes war nötig geworden, weil der bisherige Amtsinhaber Markus Sackmann als Wirtschaftsstaatssekretär ein Regierungsamt übernommen hat.

Landtagspräsident Alois Glück lobte anschließend die Disziplin der CSU-Abgeordneten: "Es ist eine besondere Stärke der Fraktion, sich immer wieder zusammenzuraufen." Die Fraktion habe eine schwierige Etappe hinter sich, meinte Glück mit Blick auf die lange Führungskrise der vergangenen Monate. "Ich glaube, dass jetzt eine neue Etappe beginnt, in der die integrative Kraft von Georg Schmid spürbar wird."

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