Wahl zum Bundespräsidenten:Steinmeier überzeugte Seehofer offenbar bei Geheimtreffen

  • Frank-Walter Steinmeier war am Samstag in München, um mit CSU-Chef Horst Seehofer über die Kandidatur zum Bundespräsidenten zu sprechen.
  • Der Besuch kam gut an, eine endgültige Entscheidung soll da aber noch nicht getroffen worden sein.
  • Am Montag haben sowohl CDU als auch CSU erklärt, den Außenminister von der SPD bei der Wahl unterstützen zu wollen.

Von Lisa Schnell

Ein vertrauliches Treffen am Samstag in München zwischen CSU-Chef Horst Seehofer und Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat womöglich den Ausschlag dafür gegeben, dass die CSU den derzeitigen Bundesaußenminister bei der Wahl zum Bundespräsidenten unterstützt. Steinmeier hat demnach von sich aus angeboten, sich mit dem bayerischen Ministerpräsidenten zu treffen.

Seehofer äußerte sich im Vorstand nur kurz zum Besuch des Außenministers. Er sagte, er habe es als anständig empfunden, dass Steinmeier extra in München vorbeigekommen ist. "Das ist typisch Frank, der hat halt Anstand", sagt ein Vorstandsmitglied, das Steinmeier schon lange kennt. Bei dem "Höflichkeitsbesuch", wie es ein anderer nennt, hätten Seehofer und Steinmeier sich ausgetauscht, eine endgültige Entscheidung sei dort aber nicht gefallen. Auch ein 50-minütiges Gespräch zwischen CDU, CSU und SPD am Sonntag im Kanzleramt blieb zunächst ohne Ergebnis, erst nach einer Telefonschalte des CDU-Präsidiums wurde die Unionsentscheidung pro Steinmeier getroffen.

Seehofer selbst betonte nach der Vorstandssitzung, dass zwar mit vielen Kandidaten gesprochen worden sei, verhandelt aber hätten nur die Parteivorsitzenden. Frank-Walter Steinmeier sei ein guter und geeigneter Kandidat für das hohe Amt des Bundespräsidenten. Das gelte im sachlichen Bereich genauso wie im menschlichen. "Meine persönliche Erfahrung mit ihm ist ohne Ausnahme positiv. Ich konnte mich immer verlassen", sagte Seehofer.

Manche CSU-Politiker sagen, das Treffen sei für die Entscheidung Seehofers ausschlaggebend gewesen, andere verweisen darauf, dass das ein längerer Prozess war. Seehofer sagte dazu, dass es "schade" sei, dass die Union keinen eigenen Kandidaten gefunden habe. Im Vorstand wiederholte er laut Teilnehmern mehrmals: "Es gibt keinen Grund zur Euphorie." So sahen es auch die meisten Vorstandsmitglieder. Im Endeffekt ist es eine "Bankrotterklärung" für die Union, sagte einer. Ein anderer empfindet es als ziemlich "bitter", dass niemand für die Union kandidieren wollte. Mancher war sogar "fassungslos", dass die Wahl am Ende doch auf Steinmeier hinaus lief.

Sie hätten viele Personen angesprochen, "sogar sehr viele", sagte Seehofer nach der Vorstandssitzung. Er müsse die Namen in einer ruhigen Stunde mal zusammen zählen. Im Vorstand wurde sein Bericht von einigen so aufgefasst, dass Merkel die CSU bei der Suche nach einem geeigneten Unionskandidaten alleine gelassen hätte. Auch für ein schwarz-grünes Bündnis bei der Bundestagswahl sei sie lange offen gewesen. Gemeinsam mit den Grünen einen Kandidaten vorzuschlagen, "schied für uns als CSU von Anfang an aus", sagte Seehofer. Im Vergleich dazu sei Steinmeier doch gar nicht so schlecht, sagte ein Vorstandsmitglied.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: