Vorwürfe gegen Mixa: Reaktionen:"Die Wahrheit muss ans Licht"

Nach den Prügel-Vorwürfen fordern Politiker und Kirchenorganisationen Bischof Mixa auf, diese zu entkräften - oder andernfalls zurückzutreten.

Wolfgang Jaschensky, Oliver Das Gupta und Birgit Kruse

Karl Graml hat den Augsburger Bischof Mixa als durchaus besonnenen Mann erlebt. Der ehemalige Priester kennt aber auch die harte Seite des Bischofs. Vor sieben Jahren wurde er von Bernhard Kroll um Beistand gebeten. Kroll ist bis heute das wohl bekannteste Opfer des konservativen Bischofs: Er wurde von Mixa zum Rapport bestellt, weil er entgegen aller Verbote beim Ökumenischen Kirchentag in Berlin an einem evangelischen Abendmahl teilnahm. Graml sollte Kroll zum Gespräche beim Bischof begleiten. "Aber Mixa hat mich aus dem Bischofshaus rausgeschmissen", erinnert sich Graml, "und Bernhard Kroll wurde kurzfristig suspendiert."

Dass Bischof Mixa aber Kinder und Jugendliche brutal geschlagen haben soll, davon hat Karl Graml zuvor noch nie etwas gehört. Ehemalige Heimkinder hatten in der Süddeutschen Zeitung schwere Vorwürfe gegen Walter Mixa erhoben. Detailliert schildern fünf Opfer in eidesstattlichen Erklärungen, wie Mixa als Stadtpfarrer von Schrobenhausen sie brutal geschlagen hat.

Graml, der sich in der Laienorganisation "Wir sind Kirche" engagiert, will wie alle von sueddeutsche.de Befragten natürlich erst einmal die Unschuldsvermutung gelten lassen. "Wenn sich die Vorwürfe aber bestätigen, dann muss Mixa die Konsequenzen ziehen und zurücktreten", sagt Graml.

Das sieht auch die "Wir-sind-Kirche"-Kollegin Sigrid Grabmeier so: "Wenn die evangelische Bischöfin Margot Käßmann zurücktritt, weil sie einmal betrunken Auto gefahren ist, dann muss der katholische Bischof Mixa wohl erst recht zurücktreten, wenn sich bewahrheitet, dass er Kinder geschlagen hat."

Wolfgang Neuser, Generalsekretär des größten christlich-ökumenischen Jugendverbandes in Deutschland, CVJM, fordert Bischof Mixa auf, die Vorwürfe "glaubhaft zu entkräften". "Wenn er das nicht kann, dann muss er seine Fehler eingestehen und um Entschuldigung bitten."

Wie die Vertreter der Laienorganisationen warnen auch Politiker vor einer medialen Vorverurteilung Mixas, fodern aber gleichwohl Konsequenzen, sollten die Anschuldigungen zutreffen. "Herr Bischof Mixa muss sich dann fragen lassen, ob er weiterhin über die moralische Autorität verfügt, die für sein Amt unerlässlich ist", sagt Siegmund Ehrmann, kirchenpolitischer Sprecher der SPD.

Der bayerische SPD-Chef Florian Pronold forderte Bischof Walter Mixa auf, die Vorwürfe zu entkräften. "Die Kirche und Bischof Mixa haben eine enorme Bringschuld, echte Antworten darauf zu geben", sagte Pronold zu sueddeutsche.de. "Die Wahrheit muss ans Licht." Die Kirche müsse sie mit Belegen entkräften oder Missstände offenlegen. Wer nicht aufkläre, erweise der Kirche "einen Bärendienst", sagte Pronold.

Angst und Drohungen

Die Deutsche Bischofskonferenz schweigt jedoch zu den Vorwürfen. Das sei eine Angelegenheit des Bistums, heißt es dort. Die Reaktion des Bistums Augsburg wiederum lässt nicht auf einen offenen Umgang mit den Vorwürfen schließen. In einer Stellungnahme heißt es lediglich: "Der seinerzeitige Stadtpfarrer von Schrobenhausen und spätere Bischof von Eichstätt und Augsburg hat in seinen jeweiligen Wirkungsbereichen zu keinem Zeitpunkt körperliche Gewalt gegen Kinder oder Jugendliche angewendet."

Franz Maget, Vizepräsident des Bayerischen Landtags und Vorsitzender des Arbeitskreises "Kirche und SPD", wirft der Kirche ein "schweres Defizit in der Aufarbeitung" vor. Sie erwecke derzeit den Anschein, als gehe es ihr nicht um Aufklärung und Hilfe für die Opfer, sondern lediglich um den "Schutz der Institution". Eine fatale Entwicklung, so Maget zu sueddeutsche.de. Dieses Verhalten sei "bitter für das Ansehen der Kirche".

Grünen-Chefin Claudia Roth pocht auf eine lückenlose Aufklärung der Vorwürfe. "Die Täter müssen klar benannt werden, auch wenn sie heute hohe Kirchenämter innehaben", sagte Roth zu sueddeutsche.de. Eine solche Aufklärung gehe nicht im Mauschelverfahren nach dem Motto: "Reden wir mal drüber".

Nötig sei eine externe und unabhängige Aufklärung, auch um den Opfern Sicherheit zu geben. "Bei vielen misshandelten Heimkindern wirkt die Angst ein ganzes Leben nach. Wenn sie nach vielen Jahren den Mut zum Reden finden, dann müssen sie angstfrei reden können. Man darf sie im Verfahren der Aufklärung nicht gleich wieder Drohungen aussetzen, die sie in die Angstspirale zurückstoßen."

Das Bistum Augsburg erklärte noch, es behalte sich "ausdrücklich zivilrechtliche und strafrechtliche Schritte" vor.

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