Vorstandssitzung:CSU-Kritik an Merkel reißt nicht ab

Trotz des Appells von Horst Seehofer, seine Partei müsse geschlossen mit Angela Merkel (CDU) als Kanzlerkandidatin in die Bundestagswahl ziehen und interne Debatten darüber endlich beenden, kommt die CSU nicht zur Ruhe. Gerade die eigenen Abgeordneten müssten nach der Entscheidung für Merkel "jetzt nach vorne schauen und die Mutmacher sein", forderte der CSU-Chef am Montag vor einer Vorstandssitzung: "Mit einer Eigentherapie ist man noch nie Wahlsieger gewesen." Die CSU habe sich für Merkel ausgesprochen, "und wir werden die Wahl gewinnen". Nun gehe es darum, inhaltliche Arbeit zu machen "und nicht pausenlos wochenlang die gleichen Analysen zu wiederholen".

Doch wie schon zuletzt in der Landtagsfraktion meldeten sich auch im CSU-Vorstand kritische Stimmen. Der Bundestagsabgeordnete Florian Hahn kritisierte nach Angaben von Teilnehmern, nicht das neue Gesicht des SPD-Herausforderers Martin Schulz sei für die Union das Problem, sondern die Ausstrahlung der Kanzlerin. Der ehemalige Justizminister Alfred Sauter berichtete von "Wechselstimmung". Finanzminister Markus Söder sagte vor der Sitzung, die Umfragen zeigten in "erkennbarer Weise, dass die Stimmung sich nicht nach oben katapultiert", sondern "eher gespannt und abwartend" sei. Der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber nannte die Stimmung an der Basis "durchwachsen", es sei noch "einiges zu tun". Die Union müsse die Folgen einer rot-rot-grünen Regierung für Deutschland deutlich machen. Auch Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und Seehofer wiesen auf eine "Richtungsentscheidung" im Herbst hin. Wie Teilnehmer berichten, habe der CSU-Chef allen Merkel-Zweiflern heftig widersprochen. Einerseits werde von München aus geschimpft, andererseits werde die Kanzlerin bei Terminen in Berlin hofiert wie die englische Königin und um gemeinsame Fotos gebeten - wie zuletzt bei der Wahl des Bundespräsidenten. Er, Seehofer, werde so ein Verhalten nicht länger mitmachen und demnächst öffentlich kritisieren, soll der Parteichef gedroht haben. Vorstandsmitglieder sprachen hinterher von einer "lähmenden Stimmung". Wer unangenehme Reaktionen von der Basis schildere, werde sofort "gemaßregelt". Seehofer betonte, es sei "das Gebot der Stunde, die unterschiedlichen Denkweisen in der Partei zusammenzuführen".

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