Vorermittlungen gegen Bischof von Augsburg:Mixa weist Missbrauchsvorwurf zurück

Der Vorwurf gegen den Augsburger Bischof Walter Mixa wiegt schwer: Während seiner Zeit in Eichstätt soll er einen Jungen sexuell missbraucht haben. Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hat bereits Vorermittlungen eingeleitet. Doch von all dem will Mixa nichts wissen - wieder einmal.

Schwere Vorwürfe gegen den Augsburger Bischof Walter Mixa: Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hat nach Informationen der Süddeutschen Zeitung Vorermittlungen gegen den Kirchenmann wegen eines Missbrauchsverdachts eingeleitet. Die Ermittlungen beziehen sich auf einen Fall aus Mixas Zeit als Bischof von Eichstätt zwischen 1996 bis 2005. Zum ersten Mal richten sich damit Missbrauchsvorwürfe gegen einen amtierenden deutschen Bischof.

Augsburg, Bischof Walter Mixa, dpa

Bischof Walter Mixa weißt den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs zurück. (Archivbild)

(Foto: Foto: dpa)

Bischof Mixa wehrt sich nun gegen den Vorwurf. Sein Augsburger Strafverteidiger Gerhard Decker sagte der Augsburger Allgemeinen: "Mein Mandant weist die jetzt gegen ihn erhobenen Vorwürfe mit aller Entschiedenheit zurück und wird nach Kräften mit der Staatsanwaltschaft Ingolstadt zusammenarbeiten, um den Fall restlos aufzuklären." Decker erläuterte, er bemühe sich derzeit um Akteneinsicht.

Bei dem Opfer handelt es sich offenbar um einen Jungen unter 18 Jahren. Das Umfeld des Jungen soll zunächst das Bistum Augsburg über den Vorfall informiert haben. Daraufhin habe das Bistum die Staatsanwaltschaft Ingolstadt informiert. Der Augsburger Generalvikar teilt dazu mit: "Hinweise, die jetzt gegeben wurden, hat das Bistum Augsburg in Übereinstimmung mit den Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz den zuständigen Stellen zur Kenntnis gebracht und angezeigt."

Ein Sprecher des Bistums Eichstätt sagte, Bischof Gregor Maria Hanke habe am vergangenen Montag davon erfahren, dass ein solcher Vorwurf beim Bistum Augsburg eingegangen und zur Überprüfung der Staatsanwaltschaft übergeben worden sei.

Mixa selbst befindet sich nach Informationen der Süddeutschen Zeitung derzeit in einer Klinik in der Schweiz, die sich auf Alkoholkrankheiten spezialisiert hat.

Führende Laienvertreter der Bistümer Augsburg und Eichstätt haben vor einer Vorverurteilung des Bischofs Walter Mixa gewarnt. "Ich bin schockiert", sagte der Augsburger Diözesanratsvorsitzende Helmut Mangold über die Vorermittlungen wegen sexuellen Missbrauchs. "Ich hoffe, dass der Staatsanwalt Schuld oder Unschuld zügig feststellt." Bisher gebe es aber nur den Anschein eines Verdachts. Während es früher eher geheißen habe, "einen Priester oder gar einen Bischof zeigt man nicht an", werde heute nach den neuen Richtlinien der Bischofskonferenz jeder Verdacht der Justiz angezeigt.

Die stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrates in Eichstätt, Marlies Müller, sagte: "Ich kann es mir nicht vorstellen, wo etwas gewesen sein soll." Sie sei von der Nachricht völlig überrascht. Als Mixa Bischof in Eichstätt war, habe man im Diözesanrat nie Hinweise oder Gerüchte in dieser Richtung gehört.

Schläge mit Faust und Stock

Mixa hatte nach wochenlanger Kritik am 21. April beim Vatikan seinen Rücktritt angeboten. Ihm war zuvor in mehreren eidesstattlichen Versicherungen vorgeworfen worden, in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen (1975-1996) Heimkinder brutal mit der Faust und einem Stock geschlagen zu haben. Der Bischof hatte die Prügel-Vorwürfe zunächst geleugnet und erklärt, er versichere "reinen Herzens", niemals Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ausgeübt zu haben. Später hatte er dann doch Schläge eingeräumt und für alle Fehlleistungen um Verzeihung gebeten.

Zusätzlich wird Mixa vorgeworfen, Stiftungsgelder zweckentfremdet zu haben. Ein Sonderermittler hatte Ende April die Öffentlichkeit informiert, dass in Mixas Verantwortung große Geldbeträge aus dem Stiftungsvermögen der Schrobenhausener Waisenhausstiftung für zweifelhafte Antiquitäten, Wein, Teppiche, Einrichtungsgegenstände und ein kaum benutztes Solarium für das Kinderheim gezahlt worden sind.

Mixa hatte zunächst erklärt, er habe es mit der "finanziellen Zuordnung" für diese Gegenstände nicht so genau genommen und später eine Münchner Rechtsanwaltskanzlei zur Prüfung der Vorgänge eingesetzt. Nach bundesweiten Rufen nach einem Rücktritt Mixas hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, Mixa öffentlich zu einem vorübergehenden Amtsverzicht aufgefordert - ein bisher einmaliger Fall in der jüngeren Geschichte des Katholizismus in Deutschland.

Noch am selben Tag hatte Mixa dann dem Vatikan sein Rücktrittsgesuch zugestellt. Damit wolle er Schaden von der Kirche abwenden und einen Neuanfang ermöglichen, hieß es in dem Schreiben. Der Vatikan hat sich zu Mixas Rücktrittsgesuch bislang nicht geäußert.

Ende April war Zollitsch mit dem Vorsitzenden der bayerischen Bischofskonferenz, Münchens Erzbischof Reinhard Marx, zu einer Papstaudienz nach Rom gefahren, um mit dem Papst Einzelheiten über den Fall Mixa zu beraten. Dessen Rücktrittsgesuch sollte dem Vernehmen nach gründlich geprüft werden. Die letzte Entscheidung liegt dann bei Benedikt XVI. Ein Bischof ist erst dann autorisiert, sein Amt niederzulegen, wenn der Papst entsprechend entschieden hat.

Die Deutsche Bischofskonferenz äußerte sich am Freitag nicht zu den Vorermittlungen. Der Sprecher der Bischofskonferenz in Bonn, Matthias Kopp, sagte: "Es gibt von uns keine Stellungnahme."

Die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth fordert eine "schnelle und lückenlose Aufklärung" des Missbrauchsverdachts gegen den Augsburger Bischof. Das sei "gerade auch im Sinne der Opfer und ihrer Entschädigung" nötig, sagte Roth.

Es sei zu begrüßen, dass die Staatsanwaltschaft ermittle und diesem Verdacht konsequent nachgehe. Die Grünen-Chefin betonte: "Wenn sich die jetzt erhobenen Vorwürfe gegen Bischof Mixa bestätigen, dann zeugt das von einer nicht für möglich gehaltenen moralischen Verkommenheit und bodenlosen Scheinheiligkeit."

Mixa habe im engen Bündnis mit dem "erzreaktionären Augsburger Medienunternehmer Dirk-Hermann Voß" jahrelang seine "menschenverachtende Keule gegen Andersdenkende geschwungen", kritisierte Roth. "Scheinheilig" sei er als Beschützer von Kindern und scheinbar christlichen Familienwerten aufgetreten und habe dabei "Frauen moralisch eingeschüchtert und beleidigt".

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